Weil fette Futterfische fehlen, stranden immer mehr hungrige Seelöwen an der Küste - vermutlich liegt die Ursache in veränderten Küstenströmungen.
Seelöwen am strand Kalifornien
© Frank HeidemannSeelöwen am Strand in Kalifornien
Vor 40 Jahren gab es nur noch etwa 50 000 Seelöwen in Kalifornien - seither hat sich der Bestand erholt, inzwischen sind es 340 000 Tiere. Doch die erfreuliche Erholung der Bestände hat tragische Nebenwirkungen: Etwa 3400 hungernde Seelöwenbabys wurden im Jahr 2015 an Kaliforniens Stränden aufgelesen - mehr als 15-mal so viel wie in einem normalen Jahr. Nach ersten Berichten ist die Lage der Tiere 2016 sogar noch dramatischer. Die Ursache der Krise hat nun eine Gruppe von Fachleuten um Sam McClatchie von der US-Fischereibehörde untersucht. Demnach hängt der schlechte Zustand des Seelöwennachwuchses direkt mit der verfügbaren Menge an Sardinen und Sardellen zusammen. Seit dem Jahr 2000 gehen die Bestände dieser wichtigen Nahrungsfische zurück, möglicherweise durch Veränderungen in den Küstenströmungen.

Die Arbeitsgruppe untersuchte zwei Datensätze aus Langzeituntersuchungen, die seit 2004 an der Küste Kaliforniens durchgeführt wurden. Dadurch standen ihnen Zeitreihen über die Futterfische von weiblichen Seelöwen sowie das Körpergewicht ihres Nachwuchses zur Verfügung. Wie McClatchie schreibt, zeigt sich ein klarer Zusammenhang zwischen der Menge fettreicher Kleinfische und der Gesundheit des Nachwuchses. Sardinen und Sardellen liefern am meisten Energie, gemessen am nötigen Jagdaufwand, ihr Anteil an der Nahrung ging jedoch seit 2004 konstant zurück. Entsprechend griffen die Tiere auf andere weniger reichhaltige Beutetiere zurück - und das sieht man am Zustand der Jungen: Zwischen 2004 und 2014 sank ihr durchschnittliches Gewicht um ein Drittel. Das schlägt sich auch in den Funden hungernder Tiere nieder. In den letzten zwei Jahren laufen die Aufzuchtstationen von Neuankömmlingen über.