Menschen verbergen sich online gerne hinter einem Schleier der Anonymität - auch Computerspieler sind da keine Ausnahme. Millionen von Gamern spielen täglich online Spiele, wobei sie sich anhand der von ihnen selbstgewählten Namenskürzel "ausweisen". Eine Studie hat kürzlich bewiesen, dass diese Charakternamen ein wenig mehr sind, als die bloße Aneinanderreihung von Buchstaben oder Wörtern. Tatsächlich können sie sogar etwas über den Menschen hinter dem Avatar verraten.
Auch aus diesem Grund sind Online-Spiele immer wieder ein beliebtes Forschungsziel für Psychologen. Vor allem die Umgebung von Spielen wie etwa in League of Legends, die ein schnelles dynamisches Lösen von Problemen, strategisches und taktisches Vorausplanen sowie eine Kommunikation mit den Mitspielern erfordert, stehen in der Gunst der Psychologen für Forschung ganz weit oben. Die Wissenschaftler von der University of York werteten für eine Studie Spielerdaten aus LoL aus, die den Nutzernamen sowie Infos über das Verhalten der Spielfigur enthielten. Daraus sollten sie Rückschlüsse auf das Alter sowie die Persönlichkeit des Menschen vor dem Computer ziehen. Benutzt haben sie dafür auch die Report-Funktion von League of Legends.
In der Studie kam wenig überraschend heraus, dass viele Spieler höchst "antisoziale" Wörter in ihren Charakternamen verwenden (die Bezeichnung stammt aus der Studie). Die Psychologen waren dabei erstaunt, dass die Wörter in Bezug auf Rassismus, sexuelle Begriffe und Beleidigungen jeglicher Art deutlich über das hinausgehen, was man vielleicht von einem scherzenden Jugendlichen erwarten würde. Auffällig war, dass Namen, welche vierstellige Zahlen beinhalteten, tatsächlich auf das jeweilige Geburtsdatum zurückgingen. Verglichen die Psychologen die Daten in den Spielenamen mit den Daten, die bei der Registrierung angegeben werden mussten, kam heraus, dass sie fast perfekt zueinander passten. Zahlen in Namen wurden ebenso meist von jüngeren Spielern eingesetzt.

In langen Untersuchungen kam die Studie auch zum Schluss, dass es das Verhalten im echten Leben ist, dass die Spieler ins Spiel übertragen. Wer im Spiel einen "antisozialen" Namen trägt, neigt dazu, sich auch dementsprechend zu verhalten - wahrscheinlich nicht nur im Spiel. Spieler zwischen 22 und 26 Jahren haben im Vergleich deutlich weniger negative Bewertungen bekommen als Spieler zwischen elf und 15 Jahren. Spieler mit antisozialen Namen gaben zudem weniger häufig positive Bewertungen an andere Spieler und bekamen davon selber auch weniger.
Gut, das ist jetzt eigentlich keine Erkenntnis, für die es eine Studie gebraucht hätte - schließlich erwartet man von einem Spieler mit dem Namen "ThePen1sMightier" (Beispiel der Forscher) nicht unbedingt ein erwachsenes Verhalten. Meistens bestätigt sich auch, dass der Typ in der Gruppe mit dem Namen OberRoXXOR9000 dann anfängt zu beleidigen, wenn es nicht so läuft wie er will. Dennoch sind sich die Forscher darin sicher, dass die Nutzerprofile von Online-Spielen ähnlich wie die von sozialen Netzwerken gesammelten Daten viel über den Menschen verraten können und das alles erst die Spitze des Eisbergs sei. Die komplette Studie könnt ihr übrigens im PDF-Format nachlesen.
Doch jetzt mal Butter bei die Fische. Dass ein Name mit Beleidigungen oder sexuellen Anspielungen meist ein Garant für einen ätzenden Mitspieler ist, ist nun wirklich nichts Neues. Aber könntet ihr euch vorstellen, dass auch normale Namen etwas über den Menschen vor dem PC verraten? Und wenn ja, was könnte das sein? Deutet ein aufs Rollenspiel bezogener Name vielleicht eher auf eine Frau hin? Teilt uns eure Meinung in den Kommentaren mit.
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