Sind einige Menschen tatsächlich in der Lage durch Hellsehen oder Wahrsagen die Zukunft vorherzusagen? Der Forscher Daryl Bem von der Cornell University will nun erste Beweise dafür gefunden haben.

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© Tarot / Lisa Spreckelmeyer / pixelio.deGibt es tatsächlich Hellseher und Wahrsager?
Ithaca (U.S.A.). Ist es tatsächlich machbar, die Zukunft vorherzusehen oder ist das eher der Stoff aus dem ein Science-Fiction geschrieben ist? Eine Studie, die in einem wissenschaftlichen Journal veröffentlicht wurde, belegt angeblich, dass Menschen die Zukunft tatsächlich voraussagen können. Die Fachwelt hingegen zeigt sich schockiert und widerspricht dieser These.

Ausführliche PSI-Experimente in den 70er Jahren

Besonders in den siebziger Jahren florierte ein Forscherzweig, der sich mit PSI-Phänomenen beschäftigte und nachweisen wollte, dass Telepathie, Hellsicht und Vorhersehung wirklich existieren. Das wäre tatsächlich hilfreich und würde nicht nur zahlreiche Unfälle verhindern, sondern könnte das ganze Leben verändern. Bekannt sind Phänomene, in denen Probanden angeben sollen, welches Symbol von einem anderen auf einer Karte angeschaut wird.

Präkognition: Studie soll vermeintlichen Beweis liefern

Existentielle Durchbrüche gab es keine und Parapsychologen wurden normalerweise seitens der Wissenschaft nicht ernst genommen. Doch wurde eine Studie vom PSI-Forscher Daryl Bem veröffentlicht, die einen vermeintlichen Beleg für die Präkognition liefert. Der US-Psychologe Daryl Bem von der Cornell University machte mit einer Studie Furore. Der Titel "Feeling the Future" (Die Zukunft fühlen) erschien sogar in dem Fachmagazin Journal of Personality and Social Psychology. Daryl Bem behauptete, dass er in acht von neuen Experimenten den statistisch signifikanten Psi-Effekt gefunden habe. Demnach sind Menschen in der Lage, zukünftige Ereignisse bewusst oder unbewusst wahrzunehmen und darauf zu reagieren.

Durchbruch oder Lachnummer?

Das Forschungsergebnis würde unser Weltbild verändern, wenn es stimmte. Die Arbeit sorgt bereits jetzt für Aufregung und wirft die Frage auf, ob es überhaupt vertretbar ist, die Studie abzudrucken, nur weil die Daten interessant scheinen. Der Parapsychologie-Kritiker, Ray Hyman, wirft in der New York Times die Frage auf, ob es sich bei der Studie um einen Durchbruch handelt oder um eine Peinlichkeit des gesamten Forschungsgebietes. Die seitens Daryl Bem gelieferte Datenmenge ist umfangreich und die Zahl der Versuchsteilnehmer liegt bei über 1.000. Acht von neun Experimenten liefern nach Bem signifikante Ergebnisse, die mit großer Wahrscheinlichkeit nicht auf reinem Zufall beruhen.

Das Experiment

Die Teilnehmer sitzen vor einem Monitor und sollen sagen, hinter welchen von zwei Vorhängen ein Bild erscheint. Nachdem die Teilnehmer sich entschieden hatten, wurde das Foto von einer Software platziert. Der Trick: Wenn die Antwort richtig war, bekamen die Teilnehmer ein pornografisches Foto zu sehen. Der Psychologe wollte damit belegen, dass Menschen sexuelle Reize vorausahnen und aktiv ansteuern können. Den Teilnehmern wurden zum Vergleich positive, negative, neutrale oder romantische Motive gezeigt. Bei erotischen Bildern lag die Trefferquote bei 53,1 Prozent. In den anderen Kategorien bei 51,3 sowie 49,4 Prozent. Ein kleiner Unterschied, der nach Bem statistisch relevant ist.

Kritik von seinen Kollegen

Bem machte weitere Versuche, deren Schlussfolgerung seitens vier niederländischen Forschern, die in derselben Ausgabe des Fachmagazins schreiben, angezweifelt wird. Die Wissenschaftler der Universität Amsterdam haben alle Daten einer weiteren Analyse unterzogen. Die Schlussfolgerung war, dass Bem keine eindeutigen Beweise für die Vorhersehung liefert. Die Wissenschaftler fordern, dass Bem und andere Psychologen dringend daran arbeiten sollten, Daten sorgfältiger auszuwerten. Weiter seien die Statistik- und Technikmethoden zu dehnbar, schwach und verwirrten, so andere Forscher. Die Versuche von Bems sind so konzipiert, dass die von anderen Forschern zu wiederholen sind, was der besten wissenschaftlichen Praxis entspricht. Werden keine Belege gefunden, wird die These verworfen.