Zudem hat es erneut ein Erdbeben in Japan gegeben. Mit einer Stärke von 7,3 war es bis nach Tokio zu spüren. Verhältnismäßig lange schwankte der Boden, knackten die Wände.
Tokio
© APDas erneute Erdbeben war bis nach Tokio zu spüren.

Tokio Das Zentrum des schweren Erdbebens, das gestern morgen die Hauptinsel Honshu erschütterte, lag einmal mehr im Nordosten Japans. Eine Tsunami-Warnung wurde später wieder aufgehoben. Die Kühlungsarbeiten am havarierten Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi wurde jedoch zeitweilig unterbrochen. Premier Naoto Kan hatte zuvor seine Landsleute bereits darauf vorbereitet, dass die Beendigung der nukleare Krise wohl „Dekaden“ dauern werde.

Wie Recht er damit hat, zeigen Funde von radiaktivem Fleisch in Tokio - obwohl die Regierung stets betont hatte, versuchte Produkte kämen nicht in den Umlauf. Nun mussten die Sicherheitsbehörden am Wochenende zugeben, dass offenbar Rindfleisch mit extrem hohen Cäsium-Werten in den Tokioter Handel gelangt ist. Es stammt von einer Farm in der Stadt Minami-Soma, die rund 20 bis 30 Kilometer von Fukushima-Daiichi entfernt liegt. In 11 Rindern waren am Tokioter Schlachthof Werte von 2.300 Bequcerel pro Kilogramm gemessen worden. Der maximal zulässige Wert in Japan liegt bei 500 Becquerel pro Kilogramm. Und dieser sei schon „ sehr hoch“, heißt es bei der Umweltschutzorganisation Greenpeace.

Konnten jene 11 Rinder noch in letzter Minute aus dem Warenkreislauf genommen werden, wurde jedoch bereits zuvor vom selben Hof sechs Tiere verarbeitet, und zwar in der Zeit vom 30. Mai bis 30. Juni. Nach Angaben des Farmers hatte er auf Anraten die Tiere in Ställen aufgezogen, um sie nicht der kontaminierten Luft auszusetzen. Dort zog er sie allerdings offenbar mit verseuchtem Futter groß. Dass die Verseuchung nicht auffiel, kann auch an den Messmethoden liegen. Bisher wurden Tier nach Angaben der Behörden nur von außen getestet. Man werde nun alles Fleisch aus den Gebieten rund um Fukushima-Daiichi prüfen, heißt es von offizieller Seite.

Das Vertrauen in die Messungen der Gesundheitsbehörden wird damit jedoch weiter erschüttert. Nun gibt es ein neues Lebensmittel, das nicht mehr verzehrt werden kann. Bislang sind in etwa 400 Lebensmitteln überhöhte Werte festgestellt worden, darunter in Pilzen, Spinat, Bambussprossen, Milch und Meerestieren. Teilweise lagen die Fundorte über 300 Kilometer von dem Atomkraftwerk entfernt. Jüngstes Beispiel dafür, dass die Behörden es mit der Prüfung nicht so genau nehmen, ist verseuchter grüner Tee aus der Präfektur Shizuoka, die noch südlich von Tokio liegt. Nachdem der Gouverneur der Präfektur zunächst Tests verweigert hatte, versuchte er später vergeblich, das Veröffentlichen der Ergebnisse zu verhindern. „Es ist definitiv eine große Sorge für die Verbraucher, besonders für Schwangere und Familien mit kleinen Kindern“, sagte Junichi Sato von Greenpeace Japan zu den neusten Funden in Rindfleisch. „Es zeigt, wie schwierig es ist, die Verbreitung von Cäsium in Lebensmittel zu verhindern.“