Infekte der Atemwege bei Babies können das Risiko beeinflussen, dass später im Erwachsenenalter Diabetes auftritt. Doch Eltern sollten nicht zu sehr darüber besorgt sein.
diabetes, pen, spritze, kind
© dpa
Kinder, die in den ersten sechs Monaten unter Infekten der Atemwege leiden, haben ein erhöhtes Risiko, im Alter von acht Jahren zuckerkrank zu werden. Diesen Zusammenhang zwischen dem im Kindesalter auftretenden Typ-1-Diabetes und respiratorischen Infekten stellt jetzt eine Arbeitsgruppe um Andreas Beyerlein vom Institut für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum in München her.

Bevor nun Eltern bei jedem Husten und Schnupfen ihrer Säuglinge ängstlich werden, sollte das Ergebnis kritisch gesehen werden. Zum einen handelt es sich nur um einen „Research letter“ an das Fachjournal Jama, also um keine qualitativ hochwertige Studie. Außerdem ist das Diabetes-Risiko lediglich um das 1,17 fache erhöht, womit sich der Zusammenhang doch deutlich relativiert. Ein großes Manko der Erhebung ist zudem der Mangel an Informationen über die Diabeteshäufigkeit bei Verwandten der untersuchten Kinder. So erfährt man nicht, ob es ein familiär erhöhtes Risiko gibt, womit sich die berichteten Unterschiede bereits erklären ließen.

Ob sich hinter der vermehrten Infektionsrate ein schwaches Immunsystem verbirgt, das dann Autoimmunprozesse begünstigt, muss ebenfalls angesichts solch schwacher Daten als reine Spekulation gewertet werden. Bei Autoimmunkrankheiten greifen Abwehrzellen körpereigenes Gewebe an, beim Typ-1-Diabetes sind das insulinproduzierende Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Aber dazu passt nicht, dass die Forscher andere Zusammenhänge zu Autoimmunreaktionen ausschließen konnten, das Risiko für jugendliches Rheuma war nicht erhöht. Insgesamt sind damit die erhobenen Befunde wenig schlüssig und können nicht zu verlässlichen Schlussfolgerungen führen, bis solidere Daten vorliegen.

Quelle: F.A.Z.