Wissenschaft: Kann unsere Haut Gerüche wahrnehmen
Haut
© fpic/fotolia.comForscher haben olfaktorische Rezeptoren (Riechrezeptoren) in Hautzellen entdeckt.
Nicht nur unsere Nase, sondern auch die Haut kann offenbar Gerüche wahrnehmen. Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum (RUB) haben einen Riechrezeptor in den pigmentbildenden Zellen der menschlichen Haut entdeckt. Nach Ansicht der Forscher könnte dieser neue Ansatzpunkte für die Therapie von Hautkrebs eröffnen.

Das Forscherteam um Professor Dr. Dr. Dr. habil. Hanns Hatt von der RUB hat in seien Untersuchungen erstmals einen olfaktorischen Rezeptor (Riechrezeptor) in den pigmentbildenden Zellen der menschlichen Haut (Melanozyten) nachgewiesen. Dieser werde durch den veilchenähnlichen Duftstoff Beta-Ionon aktiviert, berichten die Wissenschaftler. Unsere Haut kann demnach den Geruch wahrnehmen. Zudem wird durch die Stimulierung des Rezeptor die Aktivität der Melanozyten beeinflusst, was sich nach Hoffnung der Forscher auch für therapeutische Zwecke nutzen lässt. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler der RUB gemeinsam Kollegen der Friedrich-Schiller-Universität Jena und des Universitätsklinikums Jena in dem Fachmagazin Journal of Biological Chemistry veröffentlicht.

Olfaktorischer Rezeptor in Melanozyten nachgewiesen

Bei der Analyse von Zellkulturen konnten die Wissenschaftler „den olfaktorischen Rezeptor 51E2 in Zellkulturen von Melanozyten aus der menschlichen Haut“ identifizieren, so die Mitteilung der die RUB. Diese Zellen sind für die Bildung des Melanins in der Haut zuständig, welches letzterer ihrer Farbe verleiht und maßgeblichen Einfluss auf die Empfindlichkeit gegenüber der Sonneneinstrahlung hat. Ein übermäßiges Wachstum von Melanozyten kann laut Mitteilung der RUB „eine zu starke Pigmentierung bewirken und unter Umständen auch schwarzen Hautkrebs auslösen.“

Riechrezeptor beeinflusst die Melaninbildung

Dem Forscherteam um Prof. Hatt ist es zudem gelungen, den Signalwege, der von dem Rezeptor 51E2 in Zellen aktiviert wird, detailliert zu entschlüsseln. Durch den Duftstoff Beta-Ionon werde der Rezeptor aktiv, was eine ähnliche Reaktionskaskade auslöse, wie sie in den Riechzellen der Nase auftritt, berichten die Wissenschaftler. In der Folge werde die Konzentration an Kalziumionen in der Zelle erhöht. Dies aktiviere Signalwege, an deren Ende Phosphatgruppen auf bestimmte Enzyme, wie die MAP-Kinasen, übertragen werden. Durch den neu entdeckten Rezeptor werde mit diesem Mechanismus die Aktivität der Enzyme und somit das Zellwachstum und die Melaninbildung reguliert.

Neue therapeutische Optionen

Dem Studienleiter Professor Hatt zufolge könnten der Rezeptor und sein aktivierender Duft auch „ein neuer Ansatzpunkt für die Therapie von Melanomen sein.“ Denn bei der Verwandlung von gesunden Melanozyten zu Tumorzellen, „vermehren sie sich stärker, aber spezialisieren sich schlechter auf ihre eigentlichen Aufgaben“, erläutert der Experte. Genau diese Eigenschaften scheine der Duftstoff Beta-Ionon mit seinem zugehörigen Rezeptor zu beeinflussen. In Untersuchungen an Melanomzellen, die bei Biopsien von Patienten entnommen wurden, soll nun eine genauere Untersuchung der Wirkung des Riechrezeptors und seines aktivierenden Duftstoffs erfolgen. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit für den neu entdeckten Rezeptor wäre nach Ansicht der Forscher zum Beispiel die Behandlung von Pigmentierungsstörungen der Haut - „aber auch ein Einsatz in Bräunungsmitteln wäre denkbar“, so Prof. Hatt.

(fp)