Die Beteiligung der Bundeswehr an der Nato-Truppenverstärkung ist falsch, wie Altbundeskanzler Gerhard Schröder in einem SZ-Interview sagte. Zudem warnte der Politiker vor einer Eskalation zwischen Nato-Staaten und Russland und kritisierte die anti-russischen Sanktionen. Wichtig sei vielmehr, einen Schritt auf Moskau zuzugehen, so Schröder.
Altkanzler Gerhard Schröder
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"Wir sollten jetzt darauf achten, nicht in einen neuen Rüstungswettlauf einzusteigen. Das trägt nicht dazu bei, Konflikte zu reduzieren und ein gutes Verhältnis mit Russland wiederherzustellen", sagte Ex-Bundeskanzler Schröder gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Laut dem Politiker ist die Stationierung weiterer Nato-Truppen in Osteuropa ein schwerer Fehler.

Eine Beteiligung der Bundeswehr an der Truppenverstärkung sei falsch, fügte er hinzu, denn Litauen, Lettland, Estland und Polen seien Nato-Mitglieder, und somit seien ihre Sicherheit und Souveränität garantiert.

Zuvor hatten sich Berlin, London und Washington darauf geeinigt, ab dem nächsten Jahr 4.000 Soldaten in die baltischen Staaten und nach Polen zu schicken.

"Die Vorstellung, dass irgendjemand in der russischen Führung die Absicht haben könnte, in Nato-Staaten zu intervenieren, hat mit der Realität nichts zu tun", betonte der Altkanzler. Es sei nun wichtig, einen Schritt auf Russland zuzugehen.

Was die anti-russischen Sanktionen der EU betrifft, sollte Berlin Schröder zufolge „aufpassen, dass seine privilegierte politische und ökonomische Partnerschaft mit Russland nicht verloren geht“. Man dürfe „die Erfolge der Ostpolitik Willy Brandts nicht verspielen“, betonte er in diesem Zusammenhang. Ein schrittweiser Abbau der Sanktionen sei "richtig und muss unterstützt werden".