Entsetzen über die Bluttat in Mumbai: Mitten im Berufsverkehr explodieren in der indischen Finanzmetropole fast zeitgleich drei Sprengsätze. Die internationale Gemeinschaft verurteilt die Tat und verspricht Solidarität im Kampf gegen den Terror. In Indien fühlt man sich an die Anschlagsserie von 2008 erinnert - und spekuliert über eine Verwicklung radikaler Islamisten.

Anschläge in Mumbei 2011
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Die Anschlagsserie in der westindischen Finanzmetropole Mumbai mit zahlreichen Toten ist international scharf verurteilt worden. Die "wahllose Gewalt gegen Zivilisten" sei durch nichts zu rechtfertigen, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nach Angaben seines Sprechers. US-Präsident Barack Obama sprach von einem "abscheulichen Angriff". Bundeskanzlerin Angela Merkel drückte den Hinterbliebenen der Todesopfer und den Verletzten ihre Anteilnahme aus.

Bei der Explosion dreier Sprengsätze waren am Mittwoch in Mumbai mindestens 17 Menschen getötet worden. Zunächst war von mindestens 21 Opfern die Rede gewesen, die indische Regierung korrigierte die Zahl der Toten am Donnerstag aber nach unten. Außerdem seien mehr als 130 Menschen verletzt worden, 23 von ihnen schwer, erklärte das Innenministerium.

Politiker aus aller Welt reagierten entsetzt auf die Bluttat: "Terrorismus in all seinen Formen ist eine der größten Bedrohungen der internationalen Sicherheit und des Friedens", sagte der deutsche UN-Botschafter Peter Wittig, der den Weltsicherheitsrat in New York in diesem Monat leitet. Obama erklärte in Washington, die USA würden ihrem Freund Indien zur Seite stehen und helfen,
"die Täter dieser schrecklichen Verbrechen ihrer Strafe zuzuführen".

Auch Merkel versicherte, Indien könne sich im Kampf gegen den Terror der Solidarität Deutschlands sicher sein. Bundesaußenminister Guido Westerwelle unterstrich, "die Verantwortlichen für diese Taten müssen zur Rechenschaft gezogen werden".

Die Anschläge ließen Erinnerungen an die verheerende Terrorserie von 2008 wach werden, als mehrere schwerbewaffnete Angreifer über drei Tage hinweg in Mumbai für Angst und Schrecken gesorgt und mehr als 170 Menschen getötet hatten. Die indische Regierung machte damals die aus Pakistan operierende radikalislamische Extremistengruppe Lashkar-e-Taiba für die Tat verantwortlich.

Auch Pakistan verurteilt die Tat

Wer hinter den Bombenanschlägen vom Mittwoch steckt, ist bislang nicht bekannt. Einen Tag nach den Anschlägen gebe es noch keine heiße Spur, welche Terrorgruppe dafür verantwortlich sei, sagte der indische Innenminister Palaniappan Chidambaram. "Alle Gruppen, die Indien feindlich gesonnen sind, sind auf dem Radar."

Derzeit werde nichts ausgeschlossen.

Bislang habe sich niemand zu den Bombenanschlägen bekannt, erklärte Chidambaram weiter. Klar sei nur, dass die Täter "sehr gefühllos" gehandelt hätten, vielleicht sei es eine sehr kleine, geheim operierende Gruppe. Die Bomben hätten Ammoniumnitrat enthalten und seien nicht ferngezündet worden. Der Innenminister nahm am Donnerstag auch die Geheimdienste in Schutz: Die Taten könnten nicht auf ein Versagen ihrerseits zurückgeführt werden.

In indischen Medien wurde über eine Verwicklung radikaler Islamisten spekuliert. Die indische Polizei lehnte es dagegen ab, über die Urheber der Anschlagsserie zu mutmaßen. Indien hatte erst vor wenigen Monaten wieder Friedensgespräche mit Pakistan aufgenommen, das für die Terrorserie in Mumbai im November 2008 verantwortlich gemacht wurde.

Auch die Regierung des Nachbarlandes Pakistan verurteilte die Tat. Die Nachrichtenagentur Ians berichtete, Präsident Asi Ali Zardari und Premier Yousaf Raza Gilani hätten sich in einem Schreiben an die indische Führung gewandt und den Verlust von Menschenleben bedauert.

"Das war ein koordinierter Anschlag von Terroristen"

Medienberichten zufolge explodierten die Sprengsätze innerhalb von 15 Minuten in belebten Wohn- und Geschäftsvierteln im Süden und Westen der Stadt. Eine der Bomben sei an einer Bushaltestelle im westlichen Bezirk Dadar detoniert, die anderen in den Vierteln Zaveri Bazar und Opera House, beides Zentren der Schmuckindustrie.

Zum Zeitpunkt der Anschläge gegen 19 Uhr Ortszeit waren auf den Straßen der Millionenmetropole zahlreiche Menschen unterwegs. Viele kamen von der Arbeit oder erledigten ihre Einkäufe. "Das war ein koordinierter Anschlag von Terroristen", sagte Innenminister Chidambaram.

Die Bombenserie habe aber nicht den in der Stadt angesiedelten Finanzmärkten gegolten. Die Anschläge "können nicht als Angriffe auf Indiens Wirtschaftshauptstadt oder auf unsere Märkte angesehen werden", sagte Chidambaram. Die Sicherheitskräfte in Mumbai und anderen Großstädten seien in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden.

Auch die indische Staatspräsidentin Pratibha Patil verurteilte die Anschläge und wünschte den Verletzten baldige Genesung. Ministerpräsident Manmohan Singh rief die Menschen zur Ruhe auf und bat sie zusammenzustehen.