Großeinsatz im hessischen Viernheim: Ein Mann dringt mit einem Gewehr in einen Kinokomplex ein und nimmt Geiseln. Die Polizei rückt an und erschießt den Täter. Bislang deutet nichts auf einen islamistischen Hintergrund hin. Aber viele Fragen sind noch offen.
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© dpa/Einsatzreport Südhessen
Bei einer Geiselnahme in einem Kino im südhessischen Viernheim hat die Polizei den Täter erschossen. Die befreiten Geiseln und andere Menschen wurden am Donnerstagnachmittag in dem Komplex neben einem großen Einkaufszentrum nicht verletzt, wie eine Polizeisprecherin sagte. In mehreren Medienberichten war zuvor von Verletzten die Rede gewesen.

Nach Angaben eines Sprechers der Polizei Darmstadt handelte es sich vermutlich nicht um eine Tat mit einem islamistischen Hintergrund. Bei dem Mann soll es sich um einen verwirrten Einzeltäter gehandelt haben, wie es aus Sicherheitskreisen hieß. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur in Berlin gibt es weder Hinweise auf einen islamistisch-terroristischen Hintergrund noch auf Mittäter.

Die Staatsanwaltschaft Darmstadt hat die Ermittlungen übernommen. Zu Medienberichten, wonach neben der Leiche des Täters eine Handgranate und ein Sprengstoffgürtel gefunden worden sein sollen, wollte sich die Behörde nicht äußern. Somit blieb unklar, ob sie der Täter dabei hatte und ob es sich gegebenenfalls um echte Waffen oder Attrappen gehandelt haben könnte.

Noch nicht bekannt war, wie viele Geiseln der maskierte Täter genommen hatte. „Ich gehe aufgrund der Witterung davon aus, dass das Kino spärlich besetzt war“, sagte der Polizeisprecher. Seines Wissens nach habe der Geiselnehmer vier Schüsse abgegeben, bevor er von der Polizei getötet wurde. Wo genau sich dies in dem Kino abspielte, war nicht bekannt. Das Kino ist rund zehn Kilometer von Mannheim entfernt - es liegt am Autobahnkreuz Viernheim. Augenzeugen berichteten, zu der Zeit hätten sich etwa 30 bis 40 Menschen in dem Kino aufgehalten.

Einsatzkräfte sperrten den Komplex weiträumig ab. Hubschrauber kreisten über dem Gelände, schwerbewaffnete Polizisten waren vor Ort. Ein Spezialeinsatzkommando war mit einem Hubschrauber von Frankfurt nach Viernheim geeilt. Gegen 18.00 Uhr teilte die Polizei dann mit, die Bedrohungslage in dem Kinocenter sei beendet.

Die Polizeisprecherin sagte weiter, die Polizei habe den Mann im Kinokomplex lokalisieren können, dann sei es zu „einer Bedrohungssituation“ gekommen. Daraufhin seien von der Polizei Schüsse abgegeben worden. Zunächst konnte der Täter laut Polizei nicht identifiziert werden.

Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) sagte im Landtag in Wiesbaden, gegen 14.45 Uhr sei ein erster Notruf eingegangen. Gemäß der ersten Meldung habe der Täter eine Langwaffe - also ein Gewehr - bei sich gehabt. Ob es sich um eine scharfe Waffe handelte, sei unklar, sagte Beuth. Der Täter habe einen verwirrten Eindruck gemacht.

Nach Angaben des Landratsamtes des Kreis Bergstraße waren neben der Polizei auch rund 300 meist ehrenamtliche Einsatzkräfte in Viernheim, um zu helfen. „Nach einem Ereignis diesen Ausmaßes wird es schwierig sein, einfach zur Tagesordnung überzugehen“, sagte Landrat Christian Engelhardt (CDU). „Zu hoffen bleibt, dass es den im Kino befindlichen Personen gelingt, die Erlebnisse möglichst schnell zu verarbeiten.“