Wolfen/Raguhn - Die Gewitterfront, die am späten Samstagabend über den Altkreis Bitterfeld gezogen ist, hat zum Teil schwere Schäden angerichtet. Bäume stürzten um, Keller wurden geflutet, sogar der Zugverkehr fiel aus.
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© André KehrerDie Verbindungsstraße in Wolfen ist von Ästen übersät. Aus Sicherheitsgründen ist sie noch gesperrt.
Allerdings wüteten Sturm und Starkregen lokal offenbar sehr unterschiedlich. Eine Schneise der Verwüstung zog sich vor allem von Wolfen über Bobbau nach Raguhn. Bitterfeld dagegen wurde weit weniger hart getroffen.

Bei der Polizei und in der Rettungsleitstelle klingelten ab 22 Uhr die Telefone fast ununterbrochen. Allein die Polizei rückte neun Mal aus. Das Unwetter kam plötzlich und heftig.

Innerhalb weniger Minuten prasselten riesige Wassermengen herunter, die die Gullys gar nicht so schnell fassen konnten. Autos blieben stehen, Straßenlampen erloschen zeitweise.

Viele Anwohner sprachen von „Weltuntergangsstimmung“. Die Ortsfeuerwehr Wolfen war die ganze Nacht hindurch und auch noch am Sonntag im Einsatz. „Das war eine sehr heftige Nacht“, sagt eine Sprecherin der Rettungsleitstelle in Bitterfeld.

Zwischen 22.15 und 4.30 Uhr wurden 15 Einsätze gezählt - wobei sich hinter einem Einsatz bis zu fünf Einsatzstellen verbergen. „Umgestürzte Bäume und voll gelaufene Keller waren die Hauptprobleme.“

Verbindungsstraße voll gesperrt

Besonders hart hat es Wolfen getroffen. So musste die Verbindungsstraße zwischen Krondorfer Straße und Wolfen-Nord voll gesperrt werden.

„Starkregen und orkanartige Windböen haben nicht nur riesige Äste herabgerissen, sondern auch zahlreiche Bäume gelockert“, erklärt ein Polizeisprecher. Mindestens bis Montag bleibt die Straße für Autos dicht. „Erst müssen die Schäden begutachtet und die Standfestigkeit der Bäume geprüft werden.“ (Update 27. Juni, 14 Uhr: Die Verbindungsstraße ist wieder freigegeben worden.)

In der Straße der Republik riss der Sturm Samstagnacht einen Baum um. Er stürzte auf einen parkenden Transporter Fiat, beschädigte dessen Frontscheibe, die Motorhaube und die Außenspiegel.

Auch in der Franz-Mehring-Straße wurde ein Baum umgerissen und verfehlte mehrere geparkte Autos nur um wenige Zentimeter. Im Heuweg drohen noch immer Bäume umzustürzen.

Wo der Sturm noch wütete

Auch in Bobbau wütete der Sturm. In der Heim-, Berg- und Grünstraße knickten Bäume um, stürzten Ziegel von den Dächern. Andere Bäume wurden durch die Windböen angehoben und so ihrer Standsicherheit beraubt.

Die Straßen waren mit Ästen übersät. In der Querstraße war eine etwa zehn Meter hohe Tanne in Schieflage geraten und drohte umzustürzen.

Die Bitterfelder Feuerwehr rückte kurz nach ein Uhr mit der Drehleiter an, trug mit den Wolfener Kameraden den Baum Stück für Stück ab und fällte ihn schließlich.

Kaum noch ein Durchkommen zu den Gleisen

Am Haltepunkt Jeßnitz war laut Augenzeugen kaum noch ein Durchkommen zu den Gleisen in Richtung Leipzig. Und auch am früheren Busbahnhof wütete das Unwetter. An der Straße zwischen Raguhn und Jeßnitz köpfte der Sturm zahllose Bäume und knickte auch Strommasten um.

Das Unwetter sorgte sogar für Ausfälle im Regionalverkehr zwischen Bitterfeld und Dessau. „Zwischen 22.20 und 1 Uhr wurde der Zugverkehr massiv behindert“, sagte ein Bahn-Sprecher. Grund waren Bäume und Äste, die bei Raguhn, Jeßnitz und zwischen Jeßnitz und Wolfen in die Oberleitungen gefallen sind. Diese mussten erst beseitigt werden.

Deshalb sind zweieinhalb Stunden lang Züge ausgefallen oder stark verspätet gefahren. Genaue Angaben, wieviele Züge und S-Bahnen betroffen waren, konnte die Bahn aber bislang nicht machen.

Eine positive Nachricht

Das ganze Ausmaß der Schäden war am Tag danach noch gar nicht abzusehen. Einzig positive Nachricht: Nach Erkenntnissen der Polizei sind keine Menschen zu Schaden gekommen. Doch für die Helfer ging die Arbeit auch am Sonntag weiter. Sie räumten die vielen Äste beiseite und fällten umsturzgefährdete Bäume.