„Moderate“ Terroristen aus den Reihen der „Eroberer Aleppos“ präsentieren ihr Opfer kurz vor dessen Hinrichtung
Es sind Bilder, die selbst die vom Krieg verrohte syrische Gesellschaft erschrecken und für Empörung sorgen: Am gestrigen Dienstag stellten Kämpfer der islamistischen Nur ed-Din Sinki (auch: Nur-al-Din-al-Sinki) Videoaufnahmen online, die zeigen, wie sie einem schätzungsweise zehnjährigen Jungen auf der Ladefläche eines Pick-Ups mit einem Messer den Kopf abtrennen - den anschließend der Henker vor einer jubelnden Meute triumphal in die Luft streckt.

Bei dem Jungen soll es sich um einen Palästinenser handeln, dem die Terroristen vorwarfen, für Liwaa al-Quds („Jerusalem Brigade“) gekämpft zu haben, einer syrisch-palästinensischen Miliz, die auf Seiten der Regierung kämpft. „Die Quds-Brigade hat keine Männer mehr, also schicken sie uns Kinder“, sagt einer der Kämpfer vor der Hinrichtung, während ein anderer das stark verängstigte Kind als „Hund Assads“ bezeichnet. Die Bluttat soll sich nördlich der Stadt Aleppo in Handarat, wo ein palästinensisches Flüchtlingslager existiert, ereignet haben. Die Region ist derzeit hart umkämpft.

In einer auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichten Erklärung bestreitet Liwaa al-Quds, dass der Junge in ihren Reihen gekämpft hat. Bei dem Kind soll es sich demnach um den 12-jährigen Abdullah Issa handeln, der mit seiner Familie in der Gegend gelebt haben soll. Er sei nur getötet worden, weil er Palästinenser ist, aus Rache für die jüngsten Rückschläge, die die Regierungsgegner in der Region hinnehmen mussten, so die Erklärung.

Wie in den Aufnahmen zu sehen ist, steckte im linken Arm des Jungen eine Kanüle, was darauf schließen lässt, dass er kurz zuvor noch medizinische Behandlung erhielt. Seine körperliche Statur ist kaum mit der Behauptung in Einklang zu bringen, es habe sich um einen Kämpfer gehandelt. Dennoch macht sich das von westlichen Medien vielzitierte "Syrische Observatorium für Menschenrechte" bar jeder Belege die Auffassung der Terroristen zu eigen, indem es in einer Meldungden Jungen als „Mitglied bewaffneter Gruppen, die dem Regime gegenüber loyal sind“, bezeichnet, und damit dem schrecklichen Verbrechen noch eine gewisse Legitimation verschafft.


Kommentar: Die "Syrische Beobachtungsstelle / Observatorium für Menschenrechte" ist eine unseriöse Scheinorganisation, die ziemlich wahrscheinlich Unterstützung von westlichen Geheimdiensten erhält:

Nur ed-Din Sinki ist im Raum Aleppo aktiv und Teil der Fatah Halab („Eroberer Aleppos“), einem Zusammenschluss von islamistischen Gruppen und Kampfverbänden der Freien Syrischen Armee, der mit der Nusra-Front kooperiert, dem syrischen al-Qaida-Ableger. Die vom Westen bisher als „moderat“ eingestufte Terrorgruppe wurde neben anderen jüngst von Amnesty International bezichtigt, zahlreiche Menschenrechts- und Kriegsverbrechen begangen zu haben. In der Vergangenheit erhielt Nur ed-Din Sinki Gelder und Waffen aus Washington, darunter moderne TOW-Panzerabwehrraketen. Unterstützt wurde die Terrorgruppe bislang auch von regionalen Mächten wie Katar, der Türkei und Saudi-Arabien.

In einer auf Twitter veröffentlichten Erklärung distanzierte sich deren Generalkommando von der Tat. In dem auf Arabisch und auf Englisch verfassten Schreiben ist von einem „individuellen Fehler“ die Rede, der „weder unsere typische Praxis noch unsere allgemeinen Prinzipien“ widerspiegele. Des Weiteren bekennen sich die Terroristen darin zu den „allgemeinen Menschenrechten“. Das Generalkommando gab die Einrichtung eines Komitees bekannt, das den Vorfall untersuchen soll. Die an dem Verbrechen Beteiligten seien inzwischen festgenommen worden und würden dem Komitee übergeben.

Sollten die Berichte über eine Beteiligung Nur ed-Din Sinkis an der Bluttat zutreffend sein, werde man die Unterstützung für die Gruppe „pausieren“, möglicherweise völlig einstellen, erklärte am Dienstag der Sprecher des US-Außenministeriums Mark C. Toner auf Nachfrage eines Journalisten.