Wenn es nach Finanzexperte Ernst Wolff geht, sollte man sein Geld am besten ausgeben und in Bildung investieren. Alles andere - Banken, Aktien, Fonds, Gold, Kredite ist unsicher. Das Finanzsystem ist kaputt. Verbrauchertipps der etwas düsteren Art.

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© Flickr/ Lieven Van Melckebeke
Sputnik: Herr Wolff, die Zinsen sind im Keller, die Aktienmärkte wackeln, Banken gehen pleite: was mach ich denn heute mit meinem sauer verdienten Geld? Unters Kopfkissen legen?

Wolff: Ich bin kein Anlageberater, sondern beschäftige mich mit dem Finanzsystem und deswegen kann ich Ihnen ein paar Warnungen mit auf den Weg geben.

Man sollte sich als erstes vergegenwärtigen, das jedes Geldsystem endlich ist. Und wir leben gerade mehr oder weniger in der Endphase des gegenwärtigen Geldsystems. Geldsysteme hören entweder mit einem Crash auf oder es gibt riesige Probleme, die zu einer Währungsreform führen als Übergang in neue Finanzsysteme.

Sputnik: In der Krise vertraut man gern auf das gute alte Gold. Ist das immer eine sichere Empfehlung in unsicheren Zeiten?

Wolff: Ein gewisses Maß an Gold ist vielleicht eine Möglichkeit, ein wenig Geld in Sicherheit zu bringen. Allerdings historisch gab es auch Fälle, wie in den Dreißiger Jahren in den USA, dass das Gold konfisziert wurde. Die Gefahr besteht auch heute wieder. Gold wurde in den letzten Jahren in großen Mengen von einigen Ländern aufgekauft. Das zeigt, wie interessant und wichtig Gold ist. Auf der anderen Seite wird der Goldpreis stark manipuliert, vor allem durch die US-Großbanken.

Sputnik: Was ist mit dem sogenannten Betongold, den Immobilien? Dafür bekommt man ja jetzt Kredite für nen Appel und nen Ei. Also lieber ein Haus bauen für sein Geld?

Wolff: Diese Kredite sind gefährlich gerade aufgrund der niedrigen Zinsen. Das verführt junge Leute dazu, sich Wohnungen oder sogar Häuser zu relativ großen Krediten zu kaufen. Wenn es zu einer Währungsreform kommen sollte, würden die Banken darauf bestehen, dass der Kredit in der alten Währung zurückgezahlt wird — und das heißt, dass man anschließend höhere Schulden hat, als vor der Währungsreform. Ich würde jungen Menschen generell empfehlen, sich nicht zu verschulden.


Kommentar: Generell sollte nur das gekauft werden, was man sich auch leisten kann.


Sputnik: Als Kind hab ich von meiner Oma ein Sparbuch eingerichtet bekommen. Ist das noch zeitgemäß und sicher?

Wolff: Das ist wohl nicht mehr besonders zeitgemäß. Es gibt ja so gut wie keine Zinsen mehr und in einigen Ländern, wie in der Schweiz, gibt es inzwischen Minuszinsen. Das zeigt ja auch, dass dieses Geldsystem in seine Endphase eingetreten ist. Also wenn man Geld auf die Bank bringt und am Ende des Jahres weniger dafür zurückbekommt, das führt dazu, dass die Leute ihr Geld reihenweise von den Banken abräumen. In Zürich, wo ich oft bin, ist die Einbruchsquote hochgeschnellt, weil die Leute ihr Geld jetzt zu Hause aufbewahren und nicht auf der Bank.

Sputnik: Kommen wir zu den zeitgemäßeren Anlageformen. Die Deutschen sind ja eher Aktienmuffel, wobei sich das gerade zu ändern scheint. Wenn ich Aktien kaufen möchte, worauf sollte ich achten?

Wolff: Mit Aktien müssen Sie sehr vorsichtig sein. Der Aktienmarkt ist völlig überhitzt. Die Zentralbanken kaufen ja inzwischen sogar Unternehmensanleihen. Das heißt, sie geben Geld an die Unternehmen, die Unternehmen kaufen ihre eigenen Aktien zurück, was den Aktienmarkt völlig verzerrt. So begibt man sich auf glattes Eis, wenn man Aktien erwirbt.

Sputnik: Und falls sich doch jemand für Aktien entscheidet, empfehlen Sie dann eher deutsche Aktien oder in welchen Märkten sollte man shoppen gehen?

Wolff: Da müssten Sie schon Insider sein, der sich mit Währungsfluktuationen auskennt. Wer nur periphere Ahnung hat, der sei gewarnt, dass man da viel Geld verlieren kann. Die großen Banken untereinander manipulieren die Aktienmärkte nach Belieben. Die kleinen Anleger sind dabei immer die Dummen.

Sputnik: Was ist mit Investmentfonds?

Wolff: Dort sind Sie in der Hand der schlimmsten Betrüger. Investmentfonds arbeiten für große Geldgeber im Hintergrund. Die kleinen Anleger, die in Investmentfonds investieren, sind am Ende die Gelackmeierten.

Sputnik: Manche Menschen wollen gern etwas Gutes tun mit ihrem Geld und legen Wert darauf, dass Banken ihr Geld ethisch korrekt anlegen.

Ich finde das ja sehr ehrenhaft, wenn Leute nach solchen Anlagemöglichkeiten suchen. Aber auch diese Anlageformen werden ja innerhalb des bestehenden Finanzsystems gemacht. Wenn sie nicht knallhart auf Profit orientiert arbeiten, werden sie Verlust machen. Das ist schwierig, da was Korrektes zu finden.

Wenn man schaut, was in den letzten Jahren passiert ist, etwa in Zypern, wie die Menschen teilenteignet wurden, in Griechenland, wo die Banken geschlossen wurden, in Italien werden die Leute jetzt über ein Bail-In teilenteignet. Die Zeiten sind prekär und die Aussichten wirklich nicht gut.

Sputnik: Was empfehlen wir denn unseren Hörern und Lesern nun jetzt? Was machen Sie mit Ihrem Geld, Herr Wolff?

Gerade für junge Leute ist das Wichtigste eine gute Ausbildung. Das ist eine sinnvolle Investition, weil auch nach einem Crash oder einer Währungsreform das Leben ja weitergeht. Und am besten sind dann diejenigen dran, die die beste Ausbildung haben.

Sputnik: Und das Geld, was übrig ist, eher verprassen?

Klar, man sollte sich das Leben nicht vermiesen lassen durch die schwierigen Umstände. Und klar, Sachwerte, die man sich kauft, hat man auch nach einer Geldabwertung noch. Nur mit Krediten sollte man zurückhaltend sein. Wie eine schwäbische Hausfrau denken: was ich habe, habe ich. Was ich mir nicht leisten kann, davon lass‘ ich die Finger.

Interview: Armin Siebert