Sie sei nach einer Vergewaltigung in der Silvesternacht schwanger geworden, sagte eine 18-Jährige. Sie habe abtreiben lassen, aus Scham wollte sie den Täter nicht anzeigen. Doch es war alles erfunden.
riots sylvester köln
© picture alliance / dpa
Die Vorwürfe sorgten noch Monate nach den Übergriffen in der Silvesternacht in Köln für großes Entsetzen: Eine 18-Jährige wurde auf dem Bahnhofsvorplatz vergewaltigt und geschwängert, hieß es vor wenigen Wochen. "Sie wurde von ihrer Freundin getrennt, hin und her gestoßen von Mann zu Mann", hatte Frauke Mahr, Geschäftsführerin von "Lobby für Mädchen in Köln", Mitte Juli vor dem Untersuchungsausschuss zur Kölner Silvesternacht ausgesagt.

"Sie sah wenige Meter neben ihr noch ein anderes Mädchen liegen, versuchte, diesem zu signalisieren ,Mach die Augen zu'. Die Männer drehten ihr den Kopf weg, richteten ihn auf den Täter", zitierte damals die Bild-Zeitung Frauke Mahr. Erst als ein Polizist den Vergewaltiger der jungen Frau weggestoßen habe, sei es ihr gelungen zu fliehen. Die 18-Jährige soll anschließend mehrere Tage im Krankenhaus verbracht haben, wo eine Schwangerschaft festgestellt worden sei. Zwar sei unklar, ob die junge Frau wirklich an Silvester geschwängert worden sei, doch sie habe trotzdem abtreiben lassen.

Jetzt wurde bekannt, dass die Vorwürfe offenbar frei erfunden waren. Wie die Kölnische Rundschau berichtet, sollen Ermittler die 18-Jährige vor wenigen Tagen in ihrer Heimat in Norddeutschland besucht haben. Während der Vernehmung habe diese zugegeben, zum Jahreswechsel überhaupt nicht in Köln gewesen zu sein. Zu den Motiven der 18-Jährigen ist bisher nichts bekannt.

Ob gegen die 18-Jährige wegen des Vortäuschens einer Straftat ermittelt wird, steht wohl noch nicht fest. Nach Informationen der Kölnischen Rundschau soll die junge Frau bereits mehrfach Anzeigen wegen Vergewaltigungen erstattet haben. Doch keine hielt demnach einer Überprüfung stand. Die Kölner Staatsanwaltschaft will sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht zu den Vorwürfen äußern. "Wir ermitteln noch", sagte ein Sprecher gegenüber der Welt.

Nach den massenhaften Übergriffen in der Kölner Silvesternacht gestaltet sich die Aufklärung der schwersten Sexualstraftaten nach wie vor schwierig. Der Großteil der Verfahren wegen versuchter oder vollendeter Vergewaltigung läuft gegen unbekannt.