Jugendämter greifen öfter als vor Jahren zur schärfsten Maßnahme: Gefährdete Kinder werden aus der Familie genommen. Die Zahl unbegleiteter Flüchtlingskinder steigt auch.
Kinder im Jugendhilfecamp
© Fabrizio Bensch/ReutersJugendliche in dem Jugendhilfe-Trainingscamp "Durchboxen im Leben"

Im vergangenen Jahr haben die Jugendämter in Deutschland 36.300 Kinder und Jugendliche in ihre Obhut genommen. Das waren etwa acht Prozent mehr als 2009 und 42 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren. Das teilte das Statistische Bundesamt mit.

Eine Inobhutnahme ist eine kurzfristige Maßnahme der Jugendämter zum Schutz von Kindern und Jugendlichen, die daheim akut gefährdet sind. Jugendämter nehmen Minderjährige auf deren eigenen Wunsch oder aufgrund von Hinweisen, etwa der Polizei oder von Erziehern, in Obhut und bringen sie in einem Heim oder einer Pflegefamilie unter.

In vielen Fällen schließt sich an die Inobhutnahme eine Hilfe zur Erziehung an. Etwa 9.700 Kinder und Jugendliche (27 Prozent) wurden an eine Pflegefamilie oder ein Heim vermittelt. In 4.600 Fällen (13 Prozent) war eine sonstige stationäre Hilfe wie in einem Krankenhaus oder der Psychiatrie notwendig.

27.100 junge Menschen lebten vor der Inobhutnahme bei ihren Eltern oder einem Elternteil. In weniger als der Hälfte der Fälle kehrten die Betroffenen (15.300 Minderjährige) nach der Inobhutnahme zu den Erziehungsberechtigten zurück.

Weiter stark zugenommen hat die Zahl der Jugendlichen, die aufgrund einer unbegleiteten Einreise aus dem Ausland in Obhut genommen wurden. Betraf dies im Jahr 2008 noch 1.100 Jugendliche, so stieg die Zahl 2009 auf 1.950 Jugendliche und 2010 auf 2.800.