Danielle Chiesi ist eine ehemalige Schönheitskönigin und Hedgefonds-Managerin. Sie beschaffte sich Insiderinformationen - mit allen Mitteln. Davon profitierte der Skandalmanager Raj Rajaratnam. Jetzt muss Chiesi ins Gefängnis.
Danielle Chiesi
© APDanielle Chiesi vor dem Gericht in Manhattan.

Die Männer kamen in schusssicheren Westen. Vier FBI-Agenten holten Danielle Chiesi früh an einem Oktobermorgen im Jahr 2009 aus dem Bett. Sie hielten ihr Dokumente vor, die bewiesen: Chiesi hat vertrauliche Konzerngeheimnisse weitergegeben, damit Insider an den Aktiensprüngen verdienen konnten. Doch Chiesi wollte nicht auspacken.

Erst Monate später gestand sie. Diese Woche hat ein Richter in Manhattan die 45-Jährige zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, berichtet die New York Times. Dazu kommen für die frühere Schönheitskönigin 250 Stunden Sozialarbeit, eine Strafzahlung von 25.000 Dollar sowie die Pflicht, sich in psychologische Behandlung zu begeben und einen Alkoholentzug zu machen. An die US-Börsenaufsicht SEC hatte Chiesi bereits 540.000 Dollar gezahlt.

Für den Richter stand fest, dass Chiesi eine wichtige Rolle im Insider-Skandal um Raj Rajaratnam gespielt hat. Der Hedgefondsmanager hatte massiv durch Insider-Geschäfte verdient, die Anklage spricht von 64 Millionen Dollar, die so an seinen Fonds Galleon geflossen seien.

Rajaratnam wusste durch sein Informantennetz schon vor der offiziellen Bekanntgabe, dass eine Firma Gewinn oder Verlust machen werde - und konnte so recht risikolos auf steigende oder fallende Aktienkurse wetten. Rajaratnam wurde bereits für schuldig befunden, im Herbst entscheidet ein Richter über seine Strafe. Ihm drohen viele Jahre Gefängnis.

Insider-Infos bekam Chiesi von Männern, mit denen sie schlief

Eine von Rajaratnams Quellen war Danielle Chiesi, die selbst als Hegdefondsmanagerin arbeitete. Zu Teenager-Zeiten war sie eine Schönheitskönigin und ihr gutes Aussehen setzte sie gewinnbringend ein: Die Insider-Infos bekam sie von Männern, mit denen sie schlief. Sie arbeiteten bei Firmen wie IBM und Sun Microsystems.

Die Ermittler überführten Chiesi mit aufgezeichneten Telefonaten, die nun Einblick in ihr berechnendes Vorgehen bieten. "Danielle, ich habe ein großes Geschenk für dich", zitiert das Magazin New Yorker aus dem Anruf eines Topmanagers des IT-Konzerns Akamai. "Drogen? Hoffentlich nicht", antwortete Chiesi. "Informationen, Informationen", erwiderte er. "Dafür liebe ich dich", sagte Chiesi, "wann sehen wir uns wieder?"

Erkenntnisse aus solchen Treffen gab Chiesi an Rajaratnam weiter, der sich von fast 50 Zuträgern mit Informationen beliefern ließ. Nach einem Treffen mit dem Akami-Manager erzählte sie Rajaratnam: "Ich habe auf ihm gespielt wie auf einem gut gestimmten Piano."

Auch Chiesis Arbeitgeber profitierte von ihren Informationen. Mit ihrem Chef hatte sie als 22-Jährige eine Affäre, später holte er sie zu seinem Hedgefonds.

Wallstreet-Manager Rajaratnam bekam von Chiesi ebenfalls romantische Avancen. Er ließ sich am Telefon "Baby" nennen, hielt aber sonst Distanz. Er legte Wert auf Diskretion: "Selbst deinem Freund, wer auch immer das gerade ist, darfst du nichts erzählen", sagte er. "Ich habe gar keine Freunde", sagte sie.

Der Richter warnt die Wall Street

Die Staatsanwaltschaft hatte für Chiesi eine längere Haftstrafe gefordert. Ihr Anwalt hatte vor Gericht um Milde gebeten. Schuld an ihrem Handeln sei die Affäre mit ihrem Chef gewesen.

Das Urteil sei eine klare Ansage Richtung Wall Street, sagte der Richter bei der Urteilsverkündung: "Wenn du mit Insider-Informationen handelst, wirst du gefasst." Nach dem Richterspruch ging Chiesi zu den FBI-Agenten. "Wenn ihr noch mal an meiner Tür klopft", bat sie die Männer, "macht es bitte nachmittags."

Linktipp: Die im Text erwähnte Geschichte aus dem New Yorker ist lang und lesenswert. Sie zeichnet den Insider-Skandal um Raj Rajaratnam nach.