Die rund 4.000 Jahre alte Kreisgrabenanlage bei Schönebeck, die derzeit von Archäologen freigelegt wird, hatte vermutlich die gleiche Bedeutung wie die weltberühmte Megalithanlage im südenglischen Stonehenge. Das sagte Sachsen-Anhalts Landesarchäologe Harald Meller am Montag am Rande eines Grabungsbesuches von Wissenschaftsministerin Birgitta Wolff. In Stonehenge habe es ein ähnliches Baukonzept mit mehreren Ringen aus Pfosten, Gräben und Wällen gegeben, erklärte der Wissenschaftler.
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© unbekanntArchäologen und Grabungshelfer des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie legen die Kreisgrabenanlage frei.

Kultstätte "wissenschaftlich wertvoll"

Meller nannte es "wissenschaftlich wertvoll", dass die Schönebecker Kultstätte die Zeit ungestört überdauert habe. Das könne helfen, Geheimnisse um solche Anlagen, über deren Bedeutung noch immer gerätselt wird, endgültig zu lüften. Im Gegensatz zu Stonehenge, wo frühzeitig nicht exakt dokumentierte Grabungen stattgefunden hätten, sei die Fläche in Schönebeck bislang nicht gestört worden. In den kommenden Jahren hätten die Wissenschaftler genug zu tun, um ein genaueres Bild von den Glaubensvorstellungen im Europa der Jungsteinzeit und frühen Bronzezeit zu erhalten. Das Grabensystem bei Schönebeck mit einem Durchmesser von 80 Metern war Anfang der 1990er-Jahre zuerst auf Luftbildern entdeckt worden. Es soll rituellen und astronomischen Zwecken gedient haben.
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© Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-AnhaltEine Geomagnetik-Aufnahme der Kreisgrabenanlage von Schönebeck

Ausgrabungen seit Mai

Seit Mai legen Archäologen die frühbronzezeitliche Kreisgrabenanlage aus der Zeit zwischen 2100 und 1800 v. Chr. frei. Wie Grabungsleiter André Spatzier erklärte, wurden bisher sechs bis sieben konzentrisch angeordnete Kreise entdeckt. Entgegen ersten Befürchtungen seien diese weitgehend erhalten geblieben. Allerdings wurden nach Angaben des Grabungsleiters bisher nur wenige Funde zu Tage gefördert - zumeist Keramik und Scherben von Gefäßen. Auch mehrere Gräber wurden gefunden. Die enthaltenen Skelette seien aber durch Wind und Wetter fast völlig zersetzt worden, sagte Spatzier. Zwei sogenannte Kissensteine hätten zu den schönsten bisher entdeckten Stücken gehört. In einer bereits zwischen 2005 und 2008 freigelegten älteren Kreisgrabenanlage im ein Kilometer entfernten Pömmelte-Zackmünde waren die Archäologen erfolgreicher gewesen. Sie machten dort zahlreiche Funde wie Opfergruben mit menschlichen Skelettresten und Steinbeilen. Die Ausgrabungen in Schönebeck sollen noch bis Ende Oktober laufen.

Einbindung in Tourismusroute "Himmelswege" geplant

Wie der Vorsitzende des Kulturausschusses des sachsen-anhaltischen Landtages, Gunnar Schellenberger, ankündigte, soll das gesamte Areal in den kommenden Jahren schrittweise für den Tourismus hergerichtet werden. Dafür seien in einem ersten Abschnitt bis Ende 2013 vier Millionen Euro vorgesehen, die Kreis und Land investieren wollten. Zu den Vorhaben gehöre der Bau eines etwa 15 Meter hohen Aussichtsturms, der Gästen einen Überblick über die beiden Kultstätten ermöglichen soll. Vorgesehen sei auch, die Kultstätten in in die Tourismusroute "Himmelswege" einzubinden. Diese Tourismusroute führt seit 2007 durch den Süden Sachsen-Anhalts. Unter anderem liegt auf der Route auch das älteste Sonnenobservatorium der Welt in Goseck bei Weißenfels.

Ist Zackmünde das mitteldeutsche Stonehenge?

Während die Ausgrabung der Kreisgrabenanlage in Zackmünde zügig voranschreitet, melden Forscher erste Ergebnisse. Klar ist: Stonehenge und Zackmünde sind sich näher als man denkt.