Mikrowellenstrahlung: Gefahr von Langzeitwirkungen wird verschwiegen oder verharmlost
Aus Studien kennt man die gesundheitlichen Risiken, besonders die Langzeitwirkungen, die von Mikrowellen ausgehen. Doch die Politik schweigt - und Wirtschaft und Industrie sorgen dafür, dass es auch so bleibt.
Das Höchste der Gefühle war, als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Handystrahlung im Juni 2011 als "möglicherweise krebserregend" eingestuft hat. Das Wort "möglicherweise" erscheint in Anbetracht des internationalen Forschungsstandes jedoch wie blanker Hohn.
Die Beurteilung der WHO basierte auf den Ergebnissen der sogenannten Interphone-Studie der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC). Das Resultat lautete, dass bei einer durchschnittlichen Handynutzung für erwachsene Menschen kein erhöhtes Tumorrisiko bestehe.
Zeitgleich wurde aber eingeräumt, dass die Handystrahlung bei intensiver Nutzung und auch langfristig betrachtet, gesundheitsschädlich sein könnte.
Mikrowellenstrahlung - Langzeitwirkung im Fokus
Ist es nicht paradox, dass einerseits Entwarnung gegeben, andererseits aber dennoch auf eine mögliche Gefährdung hingewiesen wird? Ist diese Unstimmigkeit vielleicht dem Umstand geschuldet, dass die Interphone-Studie dank der Mobilfunkindustrie überhaupt erst stattfinden konnte? Diese überwies als kleine Finanzspritze 5,5 Millionen Euro.
Die Glaubwürdigkeit der Interphone-Studie kann man also durchaus in Frage stellen. Einen neutralen und äusserst umfassenden Überblick in Sachen Risiken der Mikrowellenstrahlung hingegen erlaubt die Studienanalyse von Wissenschaftlern des Kavetsky Institute of Experimental Pathology in der Ukraine. Darin hat man sich ausschliesslich auf zweifelsfreie Studien konzentriert und mehrdeutige Untersuchungen ausgeschlossen.
Da die krebserregende Wirkung meist erst nach langfristigen Expositionen sichtbar wird, lag der Fokus auf der Langzeitwirkung. Bei der Auswertung von rund 100 Studien wurde schnell klar, dass die Auswirkungen der Mikrowellenstrahlung schon lange bekannt waren, bevor das Handy zum Massenphänomen mutiert ist.
So hat z. B. eine grosse Anzahl von militärischen und berufsbezogenen Daten gezeigt, dass die langjährige Mikrowellen-Exposition bei der Entstehung von Krebs und anderen Leiden eine massgebliche Rolle spielen kann.
Mikrowellenstrahlung als Berufsrisiko
Von rund 128.000 polnischen Soldaten wurde bei jenen, die in den 1970ern während eines Zeitraums von rund 10 Jahren Mikrowellenradar ausgesetzt waren, eine 5,5-mal höhere Krebsrate festgestellt als bei den nicht-exponierten Soldaten. Radar wird beim Militär z. B. genutzt, um den Flug- und Schiffsverkehr zu überwachen.
Ausserdem wurde auch bei Linienpiloten und Polizisten eine deutliche Erhöhung der Krebshäufigkeit festgestellt. Eine Studie an der University of Washington hat beispielsweise ergeben, dass in einer Gruppe von 340 Polizisten in Seattle zwischen 1979 und 1991 die Erkrankungsrate an Hodenkrebs 18-mal höher war als in der Normalbevölkerung.
Der einzige gemeinsame Risikofaktor war die Verwendung von Radar-Handgeräten. Alle betroffenen Polizisten hatten die Angewohnheit, ihre Radargeräte in der Hosentasche, also in direkter Nähe ihrer Hoden zu tragen.
Doch während Menschen vor der Handy-Ära insbesondere aufgrund ihres Berufs verschärft mit Mikrowellen in Kontakt gekommen sind, ist heute praktisch jeder davon betroffen. Kein Wunder nehmen heutzutage die Hodenkrebszahlen von Jahr zu Jahr zu.
Langzeitwirkung Hirntumor: Handystrahlung erhöht das Risiko
Diverse Untersuchungen des schwedischen Krebsforschers Prof. Lennart Hardell haben ergeben, dass die langfristige Benutzung von Handys und schnurlosen Telefonen (10 Jahre oder mehr) das Risiko, an einem Hirntumor zu erkranken, erhöht.
Erschreckend war, dass bei einem Nutzungszeitraum von mehr als 5 Jahren innerhalb aller analysierten Altersgruppen (20 bis 80 Jahre) bei der jüngsten Gruppe, nämlich bei den 20- bis 29-jährigen Handynutzern, das höchste Risiko für die Entwicklung eines Hirntumors entdeckt wurde.
Daraus kann geschlossen werden, dass die Gefahr ansteigt, je früher Menschen mit der Handystrahlung in Kontakt kommen.
Interessant ist hierbei, dass dieser Effekt bei einem kurzfristigen Einsatz von Handys entweder gar nicht vorhanden war oder deutlich vermindert auftrat. Hirntumore gehören somit zu den Langzeitwirkungen des Handygebrauchs.
Doch man muss gar nicht telefonieren, um gefährdet zu sein.
Je näher die Basisstation, desto höher das Krebsrisiko
In den letzten Jahrzehnten wurden weltweit mehr als 1,5 Millionen Basisstationen installiert. Die WHO zog es jedoch vor, das Augenmerk auf die Auswirkungen von Handys zu legen. Dies erklärt mitunter, warum es über die Strahlung von Sendeanlagen nicht so viele Studien gibt.
Und doch hat es in Bezug auf diese Problematik bereits vor 1994 eine Reihe von Untersuchungen gegeben, die Hinweise geliefert haben, dass von Sendeanlagen ein gesundheitliches Risiko ausgeht.
Zwischen 1994 und 2004 haben deutsche Wissenschaftler schliesslich eine Vergleichsstudie von Krebsfällen durchgeführt - die sogenannte Naila-Studie. Die Untersuchung galt Menschen im Freistaat Bayern, die in einem Umkreis von bis zu 400 Meter von einer Basisstation oder weiter als 400 Meter davon entfernt lebten.
Bei den Anwohnern, die in nächster Nähe zu Basisstationen wohnten, erhöhte sich die Krebsrate im Vergleich zur Kontrollgruppe innerhalb der ersten fünf Jahre um den Faktor 1,26. Dies mag nicht viel erscheinen, doch während des zweiten fünfjährigen Beobachtungszeitraums verdreifachte sich der genannte Faktor, d. h. die Krebsfälle nahmen signifikant zu.
Dabei sollte nicht vergessen werden, dass die Mobilfunkstrahlung auch zu vielen weiteren gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen kann:
Basisstationen schaden der Gesundheit
Untersuchungen von Dr. Santini und seinem Team vom Institut national des sciences appliquées haben ergeben, dass Menschen, die in der Nähe einer Basisstation (bis zu 300 Meter) lebten, in deutlich stärkerem Mass betroffen waren als die Kontrollgruppe, die in einem entfernteren Bereich wohnte.
Je näher die Basisstation war, desto ausgeprägter und häufiger traten die folgenden Beschwerden auf:
- Bis zu 300 Meter Entfernung: Müdigkeit
- 200 Meter Entfernung: Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Unwohlsein etc.
- 100 Meter Entfernung: Gereiztheit, Depressionen, Gedächtnisstörungen, Schwindel, Nachlassen der Libido etc.
Mirowellenstrahlung stört den Zellstoffwechsel
Im Körper können sämtliche lebensnotwendigen Abläufe nur dann glatt über die Bühne gehen, wenn der Zellstoffwechsel einwandfrei funktioniert. Ist der Zellstoffwechsel aber gestört, wird der Körper krank.
Ein wesentliches Merkmal des Zellstoffwechsels sind die sogenannten freien Radikale. Diese sind zwar in Bezug auf verschiedenste biologische Prozesse von grosser Bedeutung, können aber - wenn im Übermass vorhanden - auch Zellschäden verursachen, wodurch z. B. eine Tumorerkrankung ausgelöst werden kann.
Diverse Studien haben inzwischen gezeigt, dass Mikrowellen zu einem deutlichen Anstieg der freien Radikale in den Zellen führen. Australische Forscher haben z. B. menschliche Spermien mit Mikrowellen bestrahlt und dabei einen deutlichen Rückgang in Bezug auf die Beweglichkeit und Vitalität der Spermien festgestellt.
Das Erschreckende daran war, dass diese Effekte auch dann auftraten, wenn der von der WHO empfohlene oberste SAR-Grenzwert von 2,0 W/kg deutlich unterschritten wurde.
Mit dem SAR-Wert wird die vom Körpergewebe absorbierte Strahlungsenergie einer Handy-Antenne in Watt pro Kilogramm bezeichnet. Je kleiner also der SAR-Wert ist, desto geringer wird das Gewebe durch die Strahlung erwärmt.
In den vergangenen Jahren konnte jedoch laut Wissenschaftlern von der Medical University of Vienna durch mehr als 50 unabhängige Studien belegt werden, dass selbst eine schwache Mikrowellenstrahlung zu DNA-Schäden führen kann.
Die Forscher vom Kavetsky Institute of Experimental Pathology stellten zum Thema Langzeitwirkungen der Mikrowellenstrahlung zusammenfassend fest:
„Es gibt mittlerweile schon genügend plausible Daten, die ausreichend begründen, dass die langfristige Exposition mit Mikrowellen Tumoren und weitere Erkrankungen fördern kann, selbst wenn die Intensität der Strahlen gering ist.“Darüber hinaus wurde die Empfehlung ausgesprochen, dass die alltägliche Belastung durch die Mikrowellenstrahlung gesenkt werden sollte.
Dies können Sie bei sich zu Hause beispielsweise erreichen, indem Sie Ihr WLAN-Gerät nur dann einschalten, wenn Sie es auch wirklich nutzen. Und auch das Handy sollte nachts ausgeschaltet bleiben.
Zahlreiche hilfreiche Tipps zum Schutz vor Mikrowellen finden Sie unter den nachfolgenden Links:
Kommentar:
Quellen:
- Yakymenko I et al, "Long-term exposure to microwave radiation provokes cancer growth: evidences from radars and mobile communication systems“, Exp Oncol, Juni 2011, (Langzeiteinwirkung von Mikrowellenstrahlung löst Krebswachstum aus: Hinweise zu Radar- und mobilen Kommunikationssystemen) (Quelle als PDF)
- Diagnose-Funk, "Langzeiteinwirkung von Mikrowellen-Bestrahlung durch Radar und Mobilfunk löst Krebswachstum aus - Übersetzung der Studie von Yakymenko I., Sidorik E., Kyrylenko S., Chekhun V. (2011)", August 2011, () (Quelle als PDF)
- World Health Organization, "Electromagnetic fields and public health: mobile phones", Oktober 2014, (Elektromagnetischer Felder und die Volksgesundheit: Mobiltelefone) (Quelle als PDF)
- Davis R et al, "Cluster of testicular cancer in police officers exposed to hand-held radar", Am J Ind Med, August 1993, (Die Häufung von Hodenkrebs bei Polizisten, die Hand-Radargeräten ausgesetzt waren) (Quelle als PDF)
- Morgan LL "Estimating the risk of brain tumors from cellphone use: Published case-control studies", Pathophysiology, August 2009, (Abschätzen des Hirntumor-Risikos durch Handynutzung ) (Quelle als PDF)
- Hardell L et al, "Epidemiological evidence for an association between use of wireless phones and tumor diseases", Pathophysiology, August 2009, (Epidemiologische Beweise eines Zusammenhanges zwischen Schnurlostelefonen und Krebserkrankungen) (Quelle als PDF)
- Hardell L et al, "Long-term use of cellular phones and brain tumours: increased risk associated with use for > or =10 years", Occup Environ Med, September 2007, (Langzeitnutzung von Mobiltelefonen und Hirntumoren: Erhöhtes Risiko wird mit der Nutzung von > oder = 10 Jahren in Zusammenhang gebracht) (Quelle als PDF)
- Eger H et al, "Einfluss der räumlichen Nähe von Mobilfunksendeanlagen auf die Krebsinzidenz", umwelt·medizin·gesellschaft, April 2004 (Quelle als PDF)
- Santini R et al, " [Investigation on the health of people living near mobile telephone relay stations: I/Incidence according to distance and sex]", [Article in French], Pathol Biol (Paris), Juli 2002, (Untersuchung über die Gesundheit von Personen, die in der Nähe von Mobiltelefon-Relaisstationen leben: Die Inzidenz je nach Distanz und Geschlecht) (Quelle als PDF)
- Neuber H, "Interphone-Studie: Viel Aufwand für - letztlich - wenig Ertrag", Dtsch Arztebl, Juni 2010 (Quelle als PDF)
- INTERPHONE Study Group, "Brain tumour risk in relation to mobile telephone use: results of the INTERPHONE international case-control study", Int J Epidemiol, Juni 2010, (Hirntumor-Risiko in Relation zur Mobiltelefonnutzung: Die Resultate der internationalen INTERPHONE Fall-Kontroll-Studie) (Quelle als PDF)
- De Iuliis GN et al, "Mobile phone radiation induces reactive oxygen species production and DNA damage in human spermatozoa in vitro", PLoS One, Juli 2009, (Mobilfunkstrahlung leitet in vitro die Produktion reaktiver Sauerstoffspezies und DNA-Schäden in humanen Spermien ein) (Quelle als PDF)
- Szmigielski S, "Polish epidemiological study links RF/MW exposures to cancer", Microwave News, 1985, (Polnische epidemiologische Studie bringt RF/MW Expositionen mit Krebs in Verbindung)
- Ruediger HW, "Genotoxic effects of radiofrequency electromagnetic fields", Pathophysiology, August 2009, (Genotoxische Effekte durch hochfrequente elektromagnetische Felder) (Quelle als PDF)
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