Seit Jahrzehnten wird über mysteriöse Lichterscheinungen und unbekannte Flugobjekte über der Wüste Nevadas spekuliert. Jetzt scheint gewiss, dass es sich hierbei nicht um unerklärbare Phänomene, sondern um die neuesten Entwicklungen des streng geheimen US-Luftwaffenstützpunkts „Area 51“ handelt.

Area 51
© Google EarthSatellitenfoto des „Area 51“-Geländes via Google Earth
Nur selten bekommt die Öffentlichkeit eine der Geheimentwicklungen zu Gesicht. Der Zufall führte bei der Militäraktion, bei der Al-Kaida-Führer Osama bin Laden getötet wurde, im pakistanischen Abbottabad zur Entdeckung eines Hightech-Hubschraubers, der aus dem militärischen Sperrgebiet nahe Las Vegas stammte.
Unteriridische Laboratorien

Laut Schätzungen umfasst die Geheimbasis „Area 51“ als Teil der Nellis Air Force Base in Nevada neben einem großen Flughafen mit Dutzenden Hangars und zahlreichen Start- und Landebahnen auch Wohnhäuser und Sportstätten. Die Forschung an vielen Geheimprojekten soll zudem in einem riesigen unterirdischen Tunnelsystem untergebracht sein.

Videokameras und Bewegungssensoren erfassen die Gegend, Schilder warnen vor dem Einsatz von Schusswaffen bei unbefugtem Betreten des Areals. Bewaffnete Sicherheitsleute in Tarnanzügen und weißen Jeeps, die „Cammo Dudes“, greifen jeden Eindringling auf und nehmen ihn fest. Um den Blick auf das Areal zu verwehren, wurden in den 1990er Jahren kurzerhand auch alle nahe gelegenen Berge zum Sperrgebiet erklärt.

Selbst US-Präsidenten wissen nicht Bescheid

Doch wie schafften es die USA, die Geheimhaltung über Jahrzehnte zu wahren und den Mythos der „Area 51“ aufrechtzuerhalten? Selbst in Zeiten von WikiLeaks und Google Earth drangen bisher keine seriösen Details über das sagenumwobene Sperrgebiet an die Öffentlichkeit.

Die Antwort ist so simpel wie wirksam. Informationen zu den einzelnen Geheimprojekten werden nur einem kleinen Kreis Eingeweihter zugänglich gemacht. Dieses „Need to know“-Prinzip macht auch vor US-Präsidenten nicht halt. Selbst diese wissen nicht, was in den Komplexen vor sich geht.

Luftkämpfe mit Beute-MiGs

Der isolierte Standort der Militärbasis trägt ein Übriges dazu bei, warum Hightech-Flugzeuge, Tarnkappen-Helikopter und die Spionagedrohne, die ebenfalls bei der Kommandoaktion in Pakistan im Einsatz war, zuerst am anderen Ende der Welt und nicht in Nevada auftauchten.

Als militärischer Luftwaffenstützpunkt errichtet, wurde das Testgelände viele Jahre zur intensiven Studie von erbeutetem Kriegsgerät vor allem sowjetischen Ursprungs genutzt. Scheinluftkämpfe von gekaperten MiGs gegen die US-Staffel sollten die Piloten für künftige Einsätze vorbereiten. Diese Testflüge mit fremden Jagdflugzeugen sind die Erklärung für viele der mysteriösen Lichterscheinungen, die beobachtet wurden. Es handelte sich um die aufglühenden Triebwerke der geheimen Testjets.

Eigenes Flugterminal für „Area 51“-Pendler

Nur ein Teil der Mitarbeiter ist permanent auf dem Stützpunkt stationiert. Der Großteil wird mehrmals pro Tag von einem eigens abgetrennten Terminal auf dem McCarran-Flughafen in Las Vegas eingeflogen. „Wer Interesse an etwas gezeigt hat, aber nicht in das Projekt involviert war, wurde sofort vom Gelände verbannt“, bestätigt der ehemalige Radarspezialist Thornton Barnes, Gründer des „Area 51“-Veteranenverbands „Roadrunners Internationale“, gegenüber dem britischen „Independent“. „Selbst jetzt im Ruhestand stellen wir einander keine Fragen über unsere Arbeit.“

UFO- und Alien-Hype

Die genutzte Technik wird ebenfalls von der Außenwelt abgeschirmt. „Ohne Verbindung zum Internet und durch die Deaktivierung von USB-Ports und anderen portablen Datenträgern wird der Datenaustausch mit der Außenwelt verhindert, und Cyberattacken werden unmöglich gemacht“, sagte Bill Sweetman, Chefredakteur des Fachmagazins „Aviation Week“, gegenüber dem „Independent“.

Auch die gezielte Desinformation gehört zur Strategie der Geheimhaltung. „Mit der Aufregung rund um vermeintliche UFOs und gesichtete Außerirdische wurde und wird heute noch eine Menge Lärm um nichts gemacht. In Wirklichkeit werden damit geheime Testflüge der neuesten Entwicklungen verschleiert“, so Sweetman. Die Ablenkungsmanöver sollen so weit gehen, dass von Zeit zu Zeit gezielt mit Lasershows mysteriöse Lichterscheinungen produziert werden, um die Alien-Gerüchte anzuheizen.

Geheimwaffen in Pakistan aufgetaucht

Auf Bildern der US-Militäraktion gegen Bin Laden sind eine unbemannte Drohne des Types RQ-170 Sentinel sowie ein havarierter und zurückgelassener Tarnkappen-Hubschrauber zu sehen, wie der „Independent“ berichtet. Unbemerkt von Beobachtern und Pakistans Luftwaffe kreisten sie über Bin Ladens Versteck und lieferten direkt in die unterirdische Zentrale des US-Stützpunktes detaillierte Bilder der hinter Mauern geschützten Villa.

Die futuristisch anmutende und auch als „Bestie von Kandahar“ bezeichnete Drohne ist mit modernsten Kameras bestückt und kann von der Wüste Nevadas aus ferngesteuert werden. Als Erbauer wird das Rüstungsunternehmen Lockheed Martin genannt.

stealth helicopter
© APAAbgestürzter Tarnkappen-Hubschrauber in Pakistan
Das abgestürzte Stealth-Helikoptermodell soll laut Experten eine Weiterentwicklung des Typs Boeing-Sikorsky RAH-66 (Spitzname: „Comanche“) sein. Die Schalldämpfung sorgt dafür, dass der verräterische Lärm der Rotorblätter gedrosselt wird und der Helikopter auch bei sensiblen Aktionen eingesetzt werden kann. Offizielle Erklärung für den Absturz ist laut US-Militär ein technischer Defekt.

„Area 51“ wird vergrößert

Auf der Militärbasis in der Wüste Nevadas herrscht bis heute rege Bautätigkeit. Wie Satellitenbilder zeigen, wurden in den Jahren 2007 und 2010 zwei neue große Hangars errichtet. Über deren streng geheimen Inhalt kann bisher nur spekuliert werden.