Frankfurter Forscher haben Gewebeproben von 200 Giraffen untersucht. Dabei stellten sie fest: Die Tiere gehören vier unterschiedlichen Spezies an. Untereinander paaren sie sich nicht.
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© dpaEine Netzgiraffe in Kenia. In Ost- ud Zentralafrika sinkt die Zahl der Giraffen, im Südlichen Afrika steigt sie dagegen
Wann immer Wilderer und Trophäenjäger auf frischer Tat mit dem Elfenbein getöteter Elefanten erwischt werden, gibt es in sozialen Medien einen Aufschrei der Empörung. Um Giraffen ist es sehr viel ruhiger. Zu Unrecht, meint Professor Axel Janke von der Frankfurter Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung. "Es gibt ungefähr 450.000 wildlebende Elefanten - und etwa 90.000 Giraffen." Innerhalb von 30 Jahren sei die Zahl der Giraffen um 35 Prozent zurückgegangen.

Mehr noch: Diese Giraffen gehören nicht, wie bislang angenommen, einer einzigen Art an. Genetisch sind sie in vier unterschiedliche Spezies aufgeteilt, wie Janke mit Kollegen in der Fachzeitschrift "Current Biology" schreibt. Sie hatten Gewebeproben von knapp 200 Tieren aus ganz Afrika unter die Lupe genommen.

Genetisch so unterschiedlich wie Braun- und Eisbären

Am Anfang des Projekts stand eine Anfrage der Giraffe Conservation Foundation (GCF) in Namibia, eine Naturschutzorganisation, die sich ausschließlich dem Schutz von Giraffen widmet.

Julian Fennessy, der Co-Direktor der Organisation, wollte herausfinden, wie sehr sich Giraffen in verschiedenen Teilen Afrikas ähneln. Welche Auswirkungen hätte es, Tiere in andere Teile des Kontinents zu bringen, weil sie in ihren ursprünglichen Wanderungsgebieten gefährdet sind? Während in Ost- und Zentralafrika die Zahl der Giraffen stetig zurück geht, steigt sie im Südlichen Afrika.

Die Untersuchung des Erbgutes überraschte auch die Wissenschaftler: "Die Arten sind genetisch so unterschiedlich wie Braunbären und Eisbären", betont Janke. "In freier Wildbahn paaren sie sich nicht untereinander." Eine Massai-Giraffe aus Kenia würde also etwa in Namibia keine Paarungspartner finden.

Tötungsgründe: Hunger oder Aberglaube

"Wir müssen unsere Anstrengungen verstärken", sagt Janke über Konsequenzen der Forschungsergebnisse für den Schutz von Giraffen. So gebe es etwa nur noch wenige Tausend Exemplare der Nubischen Giraffe. "Das heißt, die Gefährdung ist etwa auf dem gleichen Niveau wie beim Nashorn."

Nubische Giraffen Uganda
© dpaNubische Giraffen wie diese Tiere in Uganda sind besonders gefährdet
Fennessys Mitarbeiter waren teils auf gefährlicher Mission, als sie in Gebieten wie dem konfliktgeladenen Südsudan oder der Zentralafrikanischen Republik Gewebeproben sammelten. "Wir waren in einigen lebensbedrohlichen Situationen", sagt Fennessy. So sei es zu Armeebeschuss aus Hubschraubern und zu Zusammenstößen mit örtlichen Milizen gekommen.

Den Giraffen spüren unter anderem Wilderer auf der Suche nach Buschfleisch nach. Mitunter würden die Tiere auch getötet, weil ihr Fleisch örtlichem Aberglauben zufolge zu Medizin gegen HIV und Aids verarbeitet werden kann. Die größte Bedrohung ist der Verlust und die Zersplitterung von Lebensraum, weil sich menschliche Siedlungen immer weiter ausbreiten, sagte Fennessy über die Lage in Ost- und Zentralafrika. Auch Auswirkungen des Klimawandels gefährdeten den Lebensraum der Tiere.

Angesichts der Ergebnisse der Studie der Senckenberg-Forscher will die Stiftung nun auch bei afrikanischen Regierungen mit Nachdruck für besseren Schutz von Giraffen plädieren.

dpa