Nur langsam löst sich das Rätsel um den Hubschrauber-Absturz, bei dem der Kunstflugpilot Hannes Arch ums Leben gekommen ist. Der Mann, der mit im Helikopter war, erhebt Vorwürfe gegen den Piloten.
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© AFP
Mit gebrochenem Wirbel, einem gerissenen Ellbogen, einer zertrümmerten Hand und einer ausgeschlagenen Zahnreihe lag der Wart der Eberfelder Hütte am Gloßglockner laut eines Berichts der Bild-Zeitung im Krankenhaus, als er den Reportern des Blattes ein Interview gab. Er erzählte von dem Unglücksabend am vergangenen Freitag: Demnach wollte er eigentlich zu Fuß zurück ins Tal, entschied sich dann aber gegen 21 Uhr, zu dem Österreicher Hannes Arch in den Hubschrauber zu steigen, der Lebensmittel zu der Hütte gebracht hatte.

Der Hüttenwart sagte laut Bild: „Hannes meinte, er habe eine Nachtflug-Ausrüstung. Ich habe das akzeptiert. Als ich dann drin saß und nur der Strahl des Start- und Landescheinwerfers zu sehen war, sah ich keine Konturen mehr. Dann hat er sich durch das Gelände getastet, nur mithilfe der Scheinwerfer.“ Plötzlich sei eine Felswand im Lichtkegel des Helikopters aufgetaucht, Arch habe noch versucht, hochzuziehen, es sei aber zu spät gewesen. Die Maschine zerschellte. Arch starb, der Hüttenwart konnte acht Stunden später, gegen 4.30 Uhr, gerettet werden.

Provozierte Arch den Absturz leichtsinnig?

Provozierte der 48 Jahre alte Pilot den Absturz also leichtsinnig, weil er ohne Nachtflugausrüstung unterwegs war, wie es der Bericht andeutet? Immerhin setzte sich Arch als einer der besten Kunstflugpiloten der Welt hauptberuflich immer wieder großen Gefahren aus. „Er liebte das Risiko“, schreibt die Bild.

Marco Niles ist nicht dafür bekannt, das Risiko zu lieben, er fliegt seit 30 Jahren Hubschrauber, in seiner Heimatstadt Sankt Augustin bildet er heute mit seinem Unternehmen „HeliXpert“ Hubschrauberpiloten aus. Auf Anfrage von FAZ.NET sagt er: „Es ist völlig normal, nachts nur mit Scheinwerfern zu fliegen.“ Eine spezielle Nachtsichtbrille für Helikopterflüge biete zwar zusätzliche Sicherheit, sei aber sehr teuer und falle außerdem unter das Kriegswaffenkontrollgesetz. „Die bekommt man als normaler Mensch überhaupt nicht“, sagt Niles.


Timm Jaster, Sprecher der hessischen Polizeifliegerstaffel, bestätigt das. Er sagt: „Normale Nachtschutzbrillen nutzt man im Hobbybereich, zum Beispiel zum Jagen, aber zum Fliegen sind die nicht geeignet. Die Brillen, die wir bei der Polizei und bei der Bundeswehr im Helikopter benutzen, sind direkt am Helm befestigt und fallen unter das Kriegswaffenkontrollgesetz.“


Kommentar: Es gibt zumindest Auskunft darüber, dass der Pilot nicht besser ausgerüstet sein konnte, weil es verboten ist.


Spekulationen über technischen Defekt

Der Sprecher der Landespolizeidirektion Kärnten, Michael Masaniger, sagt auf Anfrage, dass die Absturz-Ursache auch nach der Befragung des deutschen Passagiers „vollkommen unklar“ sei. Ob es leichtsinnig gewesen sei, nur mit Scheinwerfern zu fliegen? „Das wird die Staatsanwaltschaft klären,“ sagt Masaniger. Abgeschlossen sei mittlerweile die Obduktion von Hannes Arch, es gebe keine Hinweise auf körperliche Beeinträchtigungen wie einen Herzinfarkt, der zu dem Absturz geführt haben könnte. Die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung stünden aber noch aus.

Spekuliert wird in Medienberichten unterdessen darüber, ob ein technischer Defekt Ursache des Unglücks gewesen sein könnte. Laut dem Online-Portal der Tageszeitung Österreich gab es mit dem Helikopter-Modell „Robinson R 66“, das auch Arch flog, allein in diesem Jahr zehn schwere Unfälle. Erst im Juni starben in Arizona zwei Passagiere. Die Trümmer des Hubschraubers, mit dem Arch abstürzte, sind heute laut Polizeisprecher Masaninger für genauere Untersuchungen nach Wien gebracht worden. Ergebnisse sind erst in einigen Wochen zu erwarten.