Im Volksglauben vieler Länder existiert die Vorstellung, dass der Zyklus des Mondes Empfängnis und Geburten bei Mensch und Vieh beeinflusst. Von Wissenschaftlern bislang bezweifelt und vermeintlich sogar anhand von Studien statistisch widerlegt, präsentieren japanische Forscher nun ihre Studie mit gegenteiligem Ergebnis und belegen einen statistisch signifikanten Anstieg von Spontangeburten bei Kühen abhängig von der jeweiligen Mondphase.
Kuh Vollmond
© grewi.deWeidekühe bei Vollmond (Illu.).
Tokyo (Japan) - Wie Tomohiro Yonezawa von der University of Tokyo aktuell im Fachjournal PLoS One (DOI:10.1371/journal.pone.0161735) berichten, zeigen ihre Untersuchungen und Beobachtungen an 428 Holsteinkühen auf einer Farm nahe Hokkaido über drei Jahre hinweg, dass die Frequenz von Spontangeburten bei multiparen Kühen von Neu- bis Vollmond gleichmäßig anstieg und während der abnehmenden Sichelphase abnahm.

Um das Ergebnis zu überprüfen, haben die japanischen Wissenschaftler die Geburtenrate aber nicht nur mit den Mondphasen abgeglichen, sondern die Daten auch mit anderen, etwa meteorologischen Beobachtungen und Werten verglichen - hierbei allerdings keine signifikanten Übereinstimmungen gefunden.

„Die Daten legen einen Zusammenhang der Spontangeburtsrate und den Mondphasen nahe. Die Beobachtung der Mondphasen könnte also zu einem besseren Verständnis der Niederkunft von Kühen führen“, so die Autoren.

Damit stützen die japanischen Forscher zwar den weitverbreiteten sogenannten Volksglauben bzw. das Volkswissen über den Einfluss des Mondes auf das Geburtsverhalten von Mensch und Vieh, widersprechen aber zugleich früheren wissenschaftlichen Studien (zwei Studien aus den USA siehe: 1, 2; einer deutschen und einer Studie aus Brasilien), die den Einfluss des Mondes auf die Einweisungszahlen von Früh- und Spontangeburten in Krankenhäusern untersucht, diese aber nicht gefunden hatten. Lediglich eine italienische Studie berichtete zwar über eine höhere Geburtenrate in Italien während der Neumondphase, erklärte aber zugleich, dass die Übereinstimmung der beiden Beobachtungen statistisch zu gering sei, um etwa die Höchstfrequenz der Geburten vorherzusagen.

Hierzu erklären die Forscher um Yonezawa jedoch, dass es verschiedene Faktoren (bspw. Übergewicht) gebe, die die Geburtenrate bei Menschen beeinflussen und dadurch den Einfluss der Mondphasen verdecken könne. Gerade aus diesem Grund habe man mit den Holstein-Kühen ein Zucht-Lebewesen für die aktuelle Studie ausgewählt, das genetisch enger miteinander verwandt ist, und dessen Nahrung (aufgrund der Fütterung) Verhalten und soziale Interaktionen kontrollierter und weniger komplex ausgebildet sind, als bei Menschen. „Der Ausschluss dieser Faktoren könnte ein Grund dafür sein, warum unsere Studie bei Kühen einen Einfluss des Mondes sieht, wie er bei Studien an Menschen nicht signifikant zu beobachten ist, bzw. von diesen Faktoren überdeckt wird.“, so Yonezawa, fügt aber abschließend hinzu: „Dennoch können die Ergebnisse nicht direkt auf den Menschen übertragen werden, da die Reproduktionsphysiologie der beiden Arten (Mensch und Rind) sehr unterschiedlich ausfallen kann.“