Shizouka (Japan) - Eine aktuelle Studie japanischer Forscher kommt zu dem Schluss, dass einer von fünf sterbenden Patienten Visionen von bereits verstorbenen Verwandten oder Freunden oder einem Leben nach dem Tod, sogenannte Sterbebettvisionen, erlebt.
Sterbebettvision, Jenseitskontakte, paranormale Erlebnisse
© grewi.deSymbolbild: Sterbebettvision (Ilu.)
Wie die Forscher um Dr. Tatsuya Morita vom Seirei Mikatahara General Hospital in Shizouka aktuell in der Fachzeitschrift Journal of Pain and Symptom Management (DOI:10.1016/j.jpainsymman.2016.04.013) berichten, basiert ihre Studie auf einer landesweiten Umfrage von 2014 an Krankenhäusern und Hospizeinrichtungen zu hier verstorbenen Krebspatienten, aus der auch Antworten auf Fragen zu den in Japan als Omukae bezeichneten Sterbebettvisionen hervorgehen.

Wörtlich bezeichnet Omukae das Phänomen, „wenn jemand einen Sterbenden besucht, um ihn auf seiner bevorstehenden Reise zu begleiten“. In ihrer Studie beschreiben die japanischen Forscher das Phänomen als „Visionen von verstorbenen Personen oder des Lebens nach dem Tod“.

Anhand der Daten zu insgesamt 2.221 Personen ergibt sich, dass in 462 der darin erfassten Fälle es zu Omukae gekommen war. In 351 dieser Fälle beschrieben die Familien der Sterbenden, dass der Patient selbst diese Sterbebettvision noch klar und deutlich geschildert hatte. In 113 war es hingegen nicht der Sterbende selbst, sondern Angehörige, die während der Visionen anwesend waren und das Erlebte sozusagen aus zweiter Hand schilderten. Während 1.392 Familien keinerlei derartige Vorfälle berichteten, zeigten sich immerhin noch 365 angesichts der Fragen danach unsicher.

Von den Patienten mit Sterbebettvision berichteten 87 Prozent von Visionen bereits verstorbener Angehöriger oder Freunde. In den meisten dieser Fälle handelte es sich bei den „Besuchern“ um die Eltern der Patienten. 54 Prozent berichteten von Szenen im Jenseits. Aus der Statistik geht ebenfalls hervor, dass die Wahrscheinlichkeit für Sterbebettvisionen mit zunehmendem Alter steigt. Zudem waren die Omukae-Visionen mehrheitlich bei Frauen mit einem religiös-familiären Hintergrund oder Überzeugungen von einem Leben nach dem Tod zu finden

Abschließend erklären die Autoren der Studie, dass diese belege, „dass Sterbebettvisionen nicht für alle Patienten und ihre Familien ein mit Stress verbundenes Phänomen darstellen.“ Stattdessen werde Omukae von einigen als „transpersönliche Erfahrung des Sterbeprozesses, aber nicht als Halluzination, gewertet“. Letztere Beobachtung wird von den Ergebnissen früherer Studien zu Sterbebettvisionen und Nahtoderfahrungen gestützt (...GreWi berichtete). Auch die Beobachtung, dass in Sterbebettvisionen hauptsächlich verstorbene Personen und nur in wenigen Fällen religiöse Figuren „erscheinen“, deckt sich mit früheren Untersuchungen ebenso wie die Erkenntnis, dass Patienten und Angehörige oft zögern, über das so erlebte mit Ärzten und Personal zu sprechen (...GreWi berichtete).

Vor diesem Hintergrund sollten Mediziner, Ärzte und Klinik- bzw. Hospizpersonal derartige Erlebnisse auch nicht automatischen als abnormale Phänomene betrachtet, die es medizinisch zu behandeln gelte. Stattdessen sei ein „individueller Ansatz“ notwendig.