Er kann nichts sehen - weil er normalerweise in ewiger Finsternis im Grundwasser lebt. Doch durch ein Unwetter ist nun im Irak ein bisher unbekannter Fisch an die Erdoberfläche gelangt.
Eidinemacheilus proudlovei
© DPA/Korsh AraratDer neu entdeckte Blindfisch Eidinemacheilus proudlovei
Es goss und goss und goss. Im März dieses Jahres machten extrem starke Regenfälle und daraus resultierende Überschwemmungen den Menschen im nördlichen Zagros-Gebirge im Irak zu schaffen. Und noch jemand hatte Probleme: Der gestiegene Grundwasserspiegel spülte über eine neu entstandene Quelle mehrere Tage lang Fische an die Erdoberfläche, die sonst im ewigen Dunkel unter dem Erdboden leben. Die neue Umgebung war dabei eher unpraktisch für die Tiere. Viele von ihnen wurden sofort von Vögeln verspeist.

Für die Wissenschaft waren die Fische allerdings hoch interessant. Der Biologe Korsh Ararat aus der Region Kurdistan sicherte einige Exemplare, von denen das Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn nun berichtet. Es geht um einen bisher unbekannten Blindfisch, der sonst unerreichbar in den Tiefen des Grundwassers lebt.

Die etwa acht Zentimeter großen, farblosen Tiere haben keine Augen oder Schuppen. Fischforscher Jörg Freyhof am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin studierte ihre morphologischen Merkmale. Matthias Geiger am Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere in Bonn untersuchte das Erbgbut.

Quelle versiegte schnell wieder

Die Befunde der Forscher zeigen, dass es sich bei den Fundstücken um eine bislang unbekannte Fischart handelt. Der entdeckte "Eidinemacheilus proudlovei" sei die zweite Spezies einer erst kürzlich aufgestellten Schmerlengattung, berichten die Wissenschaftler im Fachjournal Zootaxa.

Der erste Teil des Namens der neuen Art erinnert an den Ranger Eidi Heidari. Dieser bewacht den einzigen zuvor bekannten Fundort solcher Schmerlen, eine Höhle in Iran. Der zweite Teil ehrt Graham Proudlove, einen Experten für Höhlenfische.

"Wahrscheinlich weiden die Tiere Bakterienfilme an den Höhlenwänden ab, doch zur Biologie dieser ungewöhnlichen Schmerle ist natürlich nichts bekannt und wird wohl auch nichts bekannt werden", sagt Fischforscher Freyhof. Die "Fischquelle" versiegte nach dem Regen nämlich schnell wieder - und die Fische leben wieder unerreichbar in der Tiefe.

Unterirdisch lebende Fische sind nach Angaben des Forschungsmuseums vor allem durch Staudammprojekte bedroht, in Europa vor allem in Kroatien und Bosnien-Herzegowina.

chs/dpa