Polizeibehörden rechtfertigen ihr Vorgehen

Anders Breivik hatte den Zeitpunkt für seinen Massenmord sorgfältig ausgewählt: Im Sommer macht das ganze Land Urlaub. Und auch die Polizei war offenbar wenig auf ein solches Unglück vorbereitet. Die Sicherheitsbehörden in Norwegen stehen deshalb nun heftig in der Kritik, sie hätten am Tag der Tragödie erst viel zu spät reagiert.

Um 15.26 Uhr ging die Bombe im Regierungsviertel hoch, aber erst um 18 Uhr bekam die Polizei einen Helikopter in die Luft. Der stand am Militärflughafen in Rygge, 60 Kilometer südöstlich von Oslo.

Der Stabschef der Osloer Polizei, Johan Fredriksen, sagte nun, dass der Hubschrauber ohnehin nicht hätte verwendet werden können, um die Rettungstruppen nach Utøya zu bringen. "Es lag weniger als eine Stunde zwischen der Mitteilung an die Rettungstruppen um 17.38 Uhr bis zum Abschluss der Aktion um 18.25 Uhr. Eine bessere Reaktion als diese kann man nicht erwarten. Damit sind wir sehr zufrieden", sagte Fredriksen.

"An Hubschraubern hatten wir nur den 'Sea King' auf Rygge", sagte der Sprecher des Verteidigungschefs, Oberst Dag Amoth, der Zeitung "VG". Das Militär wurde trotzdem benachrichtigt, nach der Explosion im Zentrum und nach dem Angriff auf Utøya. Der erste Helikopter kreiste über der Insel, als Anders Behring Breivik bereits festgenommen wurde. Polizeidirektor Øystein Mæland hat eine vollständige Überprüfung angekündigt, wie Polizei und Rettungskräfte die Krise am Freitag gehandhabt haben.

"Es ist offensichtlich, dass Polizei und Rettungszentren betroffen sind. Es wird eine Überprüfung geben, wie alle gehandelt haben. Derzeit sehe ich keine speziellen Verhältnisse, die kritikwürdig sind", sagte Øystein Mæland. Der Bereitschaftsplan der Luftfahrtbehörde sieht zwar vor, dass bei Flugunglücken oder hoher Terrorgefahr ein Krisenstab eingesetzt wird. Das passierte aber nicht am Freitag. "Stattdessen diskutierten wir in der Führung die Sperrung des Luftraums, was wir auf Bitten der Sicherheitspolizei tun würden", sagte ein Sprecher der Behörde. Über Utøya und dem Reichshospital wurde eine Flugverbotszone verhängt.