Viele Frauen erleben nach einer Fehlgeburt posttraumatische Belastungsstörungen (PTSD)
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Eine Fehlgeburt ist immer ein schreckliches Erlebnis für die Familie. Frauen sind von solch einem Ereignis besonders stark betroffen. Forscher fanden jetzt heraus, dass ein Fehlgeburt bei Frauen zur Entwicklung von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTSD) führen kann.

Die Wissenschaftler vom Imperial College London stellten bei ihrer Untersuchung fest, dass Fehlgeburten oder sogenannte Eileiterschwangerschaften die Gefahr für eine posttraumatische Belastungsstörung bei betroffenen Frauen erhöhen. Die Mediziner veröffentlichten eine Pressemitteilung zu den Ergebnissen ihrer Studie.

Fast die Hälfte der betroffenen Frauen leiden nach drei Monaten unter PTSD

Fast vier von zehn Frauen erfüllen drei Monate nach dem Verlust einer Schwangerschaft die Kriterien für eine posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD), erläutern die Experten vom Imperial College London.

Teilnehmerinnen mussten Fragen über Gefühle und Gedanken nach Fehlgeburt beantworten

An der aktuellen Studie nahmen über 110 Frauen teil. Die Teilnehmerinnen mussten dabei Fragebögen über ihre Gedanken und Gefühle ausfüllen, nachdem sie ihr Baby verloren hatten. Alle Frauen hatten zuvor das Queen Charlotte’s and Chelsea Hospital in West London aufgesucht, weil sie über Schmerzen oder Blutungen litten. Knapp die Hälfte dieser Frauen erlitt eine Fehlgeburt oder eine Eileiterschwangerschaft, sagen die Mediziner in ihrer Studie.

Auswirkungen von Fehlgeburten und Eileiterschwangerschaften

In der Studie erlitten die meisten Frauen eine Fehlgeburt, während ein Fünftel eine Eileiterschwangerschaft erlebte, bei der das befruchtete Ei außerhalb der Gebärmutter aufwächst, erläutern die Experten. Wenn die Frauen eine Fehlgeburt erlitten hatten, zeigten 45 Prozent der Betroffenen die Symptome von PTSD nach einem Zeitraum von drei Monaten. Etwa 18 Prozent der ektopischen Schwangerschaftsgruppe erlebte ebenfalls posttraumatische Belastungsstörungen.

Viele Frauen leiden unter Alpträumen nach einem Schwangerschaftsverlust

Frauen mit PTSD berichteten über regelmäßige wiederkehrende Gefühle im Zusammenhang mit dem Schwangerschaftsverlust. Einige Frauen erlitten wiederholt Alpträume oder sogenannte „Flashbacks“. Viele Frauen vermieden auch den Kontakt mit anderen schwangeren Familienmitgliedern oder Freunden, erläutern die Autoren.

Überraschend viele Frauen leiden unter PTSD nach einem frühen Schwangerschaftsverlust

Fast ein Drittel der untersuchten Frauen erklärte, dass die Symptome sich auch auf ihre Arbeit ausgewirkt haben. Bei etwa 40 Prozent der Frauen war außerdem die Beziehung beeinträchtigt. Wir waren überrascht über die hohe Anzahl von Frauen, die Symptome von PTSD nach dem frühen Schwangerschaftsverlust erlebten, erklärt Autorin Dr. Jessica Farren.

PTSD wirkt sich stark auf alle Aspekte des Alltags aus

Im Moment gibt es keine Routine-Nachfolgeuntersuchung bei Frauen, welche eine Fehlgeburt oder Eileiterschwangerschaft erlitten haben. Es gibt zwar Kontrollen für postnatale Depression, aber es gibt keine Untersuchungen für das Auftreten von Trauma und Depression nach einem Schwangerschaftsverlust, erklären die Experten. Dennoch können die ausgelösten Symptome einen tiefen Einfluss auf alle Aspekte des Alltags einer Frau haben, angefangen von ihrer Arbeit bis zu ihren Beziehungen zu Freunden und Familie.

Häufiger Fehler: Frauen reden nicht offen über einen frühen Schwangerschaftsverlust

Viele Paare in der heutigen Gesellschaft erzählen niemandem von einer Schwangerschaft innerhalb der ersten zwölf Wochen. Erleben solche Paare dann eine Fehlgeburt, sprechen sie hierüber meist nicht mit anderen Menschen. Dies kann dazu führen, dass die tiefen psychologischen Auswirkungen des frühen Schwangerschaftsverlusts nicht offen diskutiert sondern unter den Teppich gekehrt werden, fügen die Mediziner hinzu.

Weitere Forschung ist dringend nötig

Nicht alle Frauen, die eine Fehlgeburt oder eine Eileiterschwangerschaft erleiden, entwickeln danach PTSD oder Angst und Depressionen, erklärt der Autor Professor Tom Bourne. Deshalb müsse jetzt untersucht werden, warum einige Frauen stärker gefährdet sind als andere Betroffene. Die Ergebnisse der aktuellen Studie wurden ebenfalls in der Fachzeitschrift „BMJ Open“ veröffentlicht.

(as)