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Was mich in der Klimadebatte zu einer skeptischen Haltung führt, ist nicht zuletzt die Abwesenheit von Unsicherheit auf Seiten der Alarmisten und Klimaschützer. Man ist nicht nur überzeugt, die Erde würde sich bei einer weiteren Erhöhung der Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre im gegenwärtigen Tempo um einen nicht mehr tolerierbaren Betrag erwärmen. Man glaubt auch fest daran, durch eine deutliche Reduzierung anthropogener Emissionen diese Erwärmung auf jeden Fall vermeiden zu können. Der so definierte Erfolg einer Verminderung von Kohlendioxid-Emissionen wird nicht in geringster Hinsicht in Zweifel gezogen.

Der atmosphärische Treibhauseffekt (Atmosphäreneffekt) determiniert in dieser Weltsicht die Temperaturen der bodennahen Luftschichten auf Zeitskalen von einigen Jahrzehnten in einem Ausmaß, wie dies bekannte natürliche Prozesse des Wandels nicht leisten.

Seit nun 13 Jahren, ausgehend von der Veröffentlichung Einfluß kosmischer Strahlen auf das Klima der Erde im Jahr 1998 in den Physical Review Letters propagiert der dänische Physiker Henrik Svensmark seine als Svensmark-Effekt bekannte Hypothese, nach der die gängige Vorstellung von den klimawirksamen Faktoren zumindest unvollständig ist und um einen weiteren wichtigen Prozeß erweitert werden muß.

Und der kann in aller Kürze wie folgt beschrieben werden:

Energiereiche kosmische Strahlung (ein Strom geladener Teilchen, die wahrscheinlich vor allem bei Supernova-Explosionen freiwerden) trifft auf die Erdatmosphäre und erzeugt dort einen Schauer sekundärer Teilchen. Darunter befinden sich auch Elektronen, die wiederum Moleküle wie Wasser und Schwefeldioxid in der Atmosphäre dabei unterstützen, sich zu größeren „Klumpen“ zusammenzuballen. Solche Molekülcluster dienen als Kondensationskeime für Wolken. Wolken wiederum, die auf diese Weise in den unteren Schichten der Troposphäre entstehen, kühlen den Erdboden ab, da sie einfallendes Sonnenlicht zu einem großen Prozentsatz wieder in den Weltraum reflektieren.

Die Menge an kosmischen Teilchen, die die Erde überhaupt erreichen, hängt mit dem solaren Magnetfeld zusammen. Nimmt dessen Stärke zu, wird die Erde besser abgeschirmt. Weniger kosmische Teilchen bedeuten weniger Wolken und damit eine Erwärmung der bodennahen Luftschichten. Sinkt dagegen die Intensität des Magnetfeldes unserer Sonne, können mehr energiereiche Teilchen eine Zunahme der Wolkenbildung und damit eine Abnahme der Temperatur hervorrufen.

Die Intensität des solaren Magnetfeldes schwankt durchaus auf Zeitskalen von Jahren und Jahrzehnten. Es verbindet sich nun eine ganz entscheidende Frage mit dieser Hypothese: Stimmt der Ansatz? Können durch kosmische Strahlung erzeugte schnelle Elektronen in der Troposphäre die Wolkenbildung in einem nennenswerten Ausmaß verstärken? Nennenswert genug, um auf der gleichen Zeitskala eine ähnliche Änderung der Temperatur der bodennahen Luftschichten hervorzurufen, wie der Atmosphäreneffekt?

Diese Frage soll durch das sogenannte CLOUD-Experiment am europäischen Kernforschungszentrum CERN bei Genf beantwortet werden. Die Ergebnisse der entsprechenden Versuchsreihen stehen offenbar kurz vor ihrer Veröffentlichung. Jedenfalls äußert sich der Generaldirektor des CERN, Rolf-Dieter Heuer, in einem Interview mit der Welt wie folgt:
Welt Online: Mit großer Spannung werden auch die Ergebnisse des so genannten Cloud-Experiments erwartet, bei der die Bildung von Wolken erforscht wird. Diese Ergebnisse könnten doch für das Verständnis des globalen Klimawandels wichtig sein?

Heuer: Es geht hier in der Tat darum, die Wolkenbildung besser zu verstehen. In der Natur gibt es sehr viele Parameter, die das beeinflussen - unter anderem die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit, Verunreinigungen und auch die Höhenstrahlung. Beim Experiment „Cloud“ geht es darum, den Einfluss der Höhenstrahlung auf die Wolkenbildung zu untersuchen. Die dafür genutzte Strahlung kommt aus dem Beschleuniger. Und in einer Experimentierkammer kann unter kontrollierten Bedingungen erforscht werden, wie die Tröpfchenbildung von der Strahlung und Schwebstoffen abhängt. Die Ergebnisse werden in Kürze veröffentlicht. Ich habe die Kollegen gebeten, die Ergebnisse klar darzustellen aber nicht zu interpretieren. Damit würde man sich sofort in die hochpolitische Arena der Klimawandeldiskussion begeben. Man muss sich darüber klar sein, dass es sich bei der Höhenstrahlung nur um einen von sehr vielen Parametern handelt.
Einige Blogs haben dieses Interview bereits aufgegriffen und kritisieren die Ausführungen Heuers als unzulässiges Redeverbot für die beteiligten Forscher (s. EIKE, Nigel Calder).

Ich sehe das anders. Und möchte Pierre Gosselin ausdrücklich beipflichten. Es ist von Vorteil, wenn auch der Generaldirektor des CERN die Klimadebatte als „hochpolitisch“ charakterisiert und keinesfalls von einer „längst entschiedenen wissenschaftlichen Frage“ spricht. Und es ist eben genau nicht die Aufgabe von Grundlagenforschung, in so einer Debatte Position zu beziehen und den Versuch zu unternehmen, politische Implikationen zu determinieren.

Viele Skeptiker kritisieren seit Jahren genau dieses Verhalten der alarmistischen Wissenschaftler. Man darf dieses nicht kopieren, will man seine Unterscheidbarkeit von den Alarmisten auch in der Herangehensweise an eine mit wissenschaftlichen Erkenntnissen verknüpfte Fragestellung nicht verlieren und die berechtigte Kritik nicht selbst marginalisieren.

Die Äußerungen Heuers deuten nach meiner Interpretation auf einen erfolgreichen Verlauf des Experimentes im Sinne Svensmarks hin. Und das könnte in der Tat verheerend für die gegenwärtige Klimapolitik sein. Sowohl die Sicherheit hinsichtlich der künftigen Entwicklung des Klimas, als auch die Sicherheit hinsichtlich eines Erfolges der Vermeidungsstrategie wären dahin.

Der Svensmark-Effekt könnte zu einer Abkühlung führen, obwohl die Emissionen weiter steigen. Er könnte aber auch zu einer starken Erwärmung beitragen, trotz erfolgreich etablierter Vermeidungsstrategie. Er könnte im ungünstigsten Fall sogar eine nicht mehr tolerierbare Verminderung von Temperaturen bedeuten, wenn in großem Umfang der Kohlendioxid-Gehalt der Atmosphäre gesenkt wird. Kurz: Er könnte sich als der nicht zu beeinflussende natürliche Faktor herausstellen, der die Entwicklung des Klimas in den kommenden Jahrzehnten ganz unabhängig von politischen Maßnahmen bestimmt. Und somit letztere völlig sinnlos macht.

Aber das ist noch nicht sicher. So ist eben Forschung. Im Gegensatz zu dem, was manche Alarmisten glauben, ein ständiges Ringen um Erkenntnis ohne je endgültige Sicherheiten erlangen zu können. Die Interpretation des CLOUD-Experimentes jedenfalls wird schon vorgenommen werden. Hier und in anderen Blogs. Ausreichend lautstark, um sich Gehör zu verschaffen. Das weiß auch Herr Heuer. Er hat daher keinen Maulkorb erlassen, sondern die Tür zu einer intensiven und ergebnisoffenen Diskussion offengelassen. Dafür an dieser Stelle mal ein Lob.