Die syrischen Regierungstruppen haben überraschend die größte Niederlage seit mehreren Monaten erlitten - die Terrormiliz „Islamischer Staat“ hat Ende der vergangenen Woche Palmyra zurückerobert, schreibt die Zeitung „Kommersant“ am Montag.
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Die antike Stadt liegt in der Provinz Homs, 240 Kilometer nordöstlich von Damaskus. IS-Kämpfer haben strategisch wichtige Stellen unter ihre Kontrolle genommen, nämlich die Höhe Al-Amariya, das so genannte Offiziersstädtchen und die Zitadelle.

Das russische Aussöhnungszentrum in Syrien führte an, dass der IS mehr als 4000 Kämpfer samt Panzertechnik aus Rakka und Deirez-Zor nach Palmyra verlegt habe. Diese Kämpfer wären zuvor aus dem irakischen Mossul dorthin gekommen.

IS-Vormarsch auf Palmyra: Oasenstadt bereits evakuiert Die Situation bei Palmyra spannte sich am Samstag an, als IS-Kräfte die syrische Armee angriffen und die nördlichen Vororte eroberten. Am Samstagabend wurden bereits innerhalb der Stadt erbitterte Gefechte geführt. Die syrische Luftwaffe flog mithilfe der russischen Luft- und Weltraumtruppen intensive Luftschläge gegen die Islamisten, so dass sie sich kurzzeitig zurückziehen mussten.

Ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums informierte, dass insgesamt 64 Luftschläge versetzt worden seien, wobei mehr als 300 IS-Kämpfer, elf Panzer bzw. Schützenpanzerwagen sowie 31 Fahrzeuge mit Großkaliber-Maschinengewehren vernichtet worden seien.

Doch dieser Erfolg war nur kurzfristig: Schon am Sonntag musste die syrische Armee Palmyra den Dschihadisten überlassen. Eine dem russischen Verteidigungsministerium nahestehende Quelle führte die Niederlage der Regierungstruppen vor allem darauf zurück, dass ihre stärksten Kräfte nach Aleppo verlegt worden seien, „wo nach Einschätzung des syrischen Kommandos die entscheidende Schlacht des Krieges geführt wird“.

In Aleppo haben die syrischen Regierungstruppen unterdessen zwei weitere Wohnviertel erobert, womit sie bereits 93 Prozent der Stadt kontrollieren.

Aber die Niederlage der Armee in Palmyra ist ein beunruhigendes Signal für Moskau. „Bei Palmyra haben die Regierungskräfte ihre Schwäche gezeigt“, stellte der Direktor des russischen Zentrums für strategische Forschungen „Russland-Ost-West“, Wladimir Sotnikow, fest. „Die Islamisten konnten überraschend leicht ihre Verteidigung durchbrechen.“

Dabei habe ausgerechnet Palmyra eine enorm wichtige Bedeutung für Moskau, fuhr der Experte fort. „Nachdem die Stadt im Frühjahr mithilfe unserer Luftwaffe und unserer Berater befreit wurde, wird Russland in der Welt als ‚verantwortlich für Palmyra‘ wahrgenommen. Dass die Radikalen die Stadt wieder unter ihre Kontrolle genommen haben, könnte sich negativ auf Moskaus Image auswirken.“