Forscher statteten Mäusen mit Extra-Genen aus, die für Verjüngung sorgten und die Tiere langsamer altern ließen. Anwendbarkeit beim Menschen ist fraglich
Verjüngung
© WarnerVom alten Mann zurück zum jugendlichen Liebhaber – das war zumindest im Film "Der seltsame Fall des Benjamin Button" möglich. Stammzellforscher haben nun einen neuen Weg der Verjüngung gefunden, der zumindest bei Mäusen zu funktionieren scheint.
La Jolla / Wien - Die biologische Uhr tickt unbarmherzig und lässt sich nicht zurückdrehen. Das gilt als unabänderliches Grundgesetz des Lebens, das notwendigerweise mit dem Sterben endet - nicht nur für den Menschen, sondern für alle Lebewesen.

Vor zehn Jahren gelang es dem japanischen Forscher Shinya Yamanaka, dieses Gesetz des Alterns zumindest bei Zellen mit einem Trick zu überwinden: Yamanaka konnte zeigen, dass sich erwachsene, ausdifferenzierte Zellen durch Umprogrammierung mittels vier Genen wieder verjüngen lassen - zu sogenannten "induzierten pluripotenten Stammzellen".

Dafür erhielt Yamanaka 2012 den Medizinnobelpreis, und die iPS-Zellen finden in der biomedizinischen Forschung seither breite Verwendung, da sie - im Gegensatz zu humanen embryonalen Stammzellen - ethisch unproblematisch sind.

Anwendung auf ganze Lebewesen

Bisherige Versuche, Yamanakas Reprogrammierug auf ganze Lebewesen anzuwenden, waren indes spektakulär gescheitert: Zwei Forschergruppen berichteten 2013 und 2014, dass alle Versuchstiere, denen die Yamanaka-Gene eingeschleust wurden, entweder an Krebs oder Organschäden starben, weil die Zellen im Gewebe ihre Identität aufgegeben hatten.

Doch nun haben Forscher um Juan Carlos Izpisua Belmonte vom Salk Institute in Kalifornien einen ersten Beweis dafür angetreten, dass man die Reprogrammierung nicht nur zur Verjüngung von Zellen, sondern tatsächlich auch von ganzen Organismen verwenden kann, wenn man sie sorgfältig dosiert und moduliert.

Izpisua Belmonte und sein Team stellten gentechnisch veränderte Mäuse her, die vier zusätzliche Kopien der Yamanaka-Gene aufwiesen. Diese wurden aber nur dann aktiviert, wenn die Mäuse Wasser mit einem speziellen Wirkstoff tranken. Und das taten sie nicht öfter als zwei Mal pro Woche, wie die Stammzellforscher im Fachblatt Cell berichten.

Dadurch ließ sich tatsächlich eine Verlangsamung des Alterungsprozesses um 30 Prozent bewirken - jedenfalls bei diesen speziellen Mäusen, bei denen das biologische Alter ebenfalls gentechnisch beschleunigt war. Im Speziellen zeigte sich das auch an den Organen und an der Regeneration des Muskelgewebes.

Von großer Bedeutung für die Alternsforschung

US-Forscher, die an der Studie nicht beteiligt waren, zeigten sich laut einem Bericht der New York Times von der Studie sehr beeindruckt: Die neuen Erkenntnisse seien neu und aufregend und könnten für die biologische Alternsforschung von großer Bedeutung sein.

Izpisua Belmonte seinerseits gibt sich überzeugt, "dass Altern formbar und - mit vorsichtiger Modulierung - sogar umkehrbar ist". Im nächsten Schritt will er Wirkstoffe testen, die eingenommen werden können und einen ähnlichen Effekt wie die Yamanaka-Gene haben. Solche Medikamente sollten klarerweise auch beim Menschen leichter anwendbar sein.

(tasch)

Abstract
Cell: "In Vivo Amelioration of Age-Associated Hallmarks by Partial Reprogramming"