Die Ukraine verfolgt russische Erfolge und Misserfolge genau. Wenn Russland etwas Schlimmes zustößt, können viele Politiker und Medienvertreter ihre Freude nicht unterdrücken. Der Rada-Abgeordnete Wolodimir Parasiuk sammelte für sein Lob an Mevlüt Mert Altıntaş 2.600 Likes auf Facebook.
Wolodymir Parasiuk
Fragment vom Titelbild von Wolodymir Parasiuk auf Facebook
Drei Stunden nach dem Attentat postete der aus Lemberg stammende Politiker einen viel beachteten Eintrag:
Wenn ein Mann bereit ist, durch Opferung seines Lebens zum äußersten Mittel zu greifen, und das für eine Idee und für eine Wahrheit, dann kann man mit Sicherheit sagen: Er ist ein HELD!“
Als er heute Morgen im Kommentarbereich ukrainischer Internet-Portale viele kritische Stimmen erntete wie „Terroristen verstehen sich gut, Parasjuk ist der gleiche Held“, fügte Parasjuk seinem Beitrag ein Foto hinzu.

Das schwarz-weiße Foto zeigt ein Mitglied der Organisation der ukrainischen Nationalisten (OUN) Mykola Lemik während einer Gerichtsverhandlung. Am 22. Oktober erschoss der 18-Jährige den Chef der russischen Konsulat-Kanzlei im damaligen polnischen Lemberg, Andrej Mailow. Der Mörder begründete seine Tat mit einer politischen Botschaft:
Das ist eine Strafaktion gegen Sowjets im Zeichen des Protests gegen den künstlich organisierten Hungertod in der Ukraine.
Facebook Post Parasiuk über Mord an russischem Botschafter
Mit diesem Verweis reihte Parasjuk den Täter von Ankara in das ukrainische Helden-Pantheon ein. Der Heldenkult ist eine Besonderheit des militanten ukrainischen Nationalismus, der sich in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts formierte. Die Helden der Ukraine stellen die Ukraine über alles, selbst Gott in dieser Mythologie der Ukraine untergeordnet.

Ein anderer wesentlicher Zug des ukrainischen Nationalismus ist die Ablehnung des Russischen. Da sich die Ukrainer durch Abspaltung aus der russischen Völkerfamilie erst spät formierten, ist die unversöhnliche Abneigung von Russland das Alleinstellungsmerkmal dieser Ideologie. Nimmt man den ukrainischen Nationalisten ihre Russophobie weg, wird ihre Ideologie ihren ganzen Inhalt verlieren.

Deswegen konnte man ukrainische Nationalisten leicht unter all denjenigen finden, die gegen die Sowjetunion und später Russland kämpften, von den deutschen Nazi-Truppen im zweiten Weltkrieg bis zu tschetschenischen Kämpfern während der Tschetschenienkriege. Auch moralische Unterstützung gilt an der erster Stelle den Gegnern Russlands.

So konnten manche Regierungsbeamte und Rada-Abgeordnete ihre Schadenfreude nicht unterdrücken, als die türkischen Streitkräfte im November 2015 den russischen Kampfjet abschossen. Nun, nachdem sich Russland und Türkei den damaligen Konflikt belegen, gilt die Sympathie der ukrainischen „Patrioten“ vor allem jihadistischen Vereinigungen in Syrien, weil diese angebliche Verbrechen der Russen beklagen.

Wladimir Parasiuk gehört zu den Vertretern einer neuen politischen Klasse, die in den letzten drei Jahren Blitzkarriere machte - von den Schlägertruppen des Maidan zum Abgeordenten. Parasjuk war einer der Schlüsselfiguren unter den Aufständischen. Als Anführer einer der Hundertschaft der Maidan-Selbstverteidigung trat er am 21. Februar 2014 auf der Maiden-Bühne auf.

Er rief die Menge dazu auf, das von europäischen Außenministern und Vertretern der Opposition unterzeichnete Abkommen über die vorgezogenen Wahlen nicht zu akzeptieren. Seiner Rede wird von manchen Beobachtern eine entscheidende Rolle für den Ablauf der damaligen Ereignisse zugeschrieben.

Seitdem pflegt Parasjuk das Image des kämpfenden Anführers. Oft tritt er in Camouflage auf. Auf Facebook hat er 150.000 Follower. Damit deckt er einen wesentlichen Teil der ukrainischen national gesinnten Öffentlichkeit ab.

Auch als Abgeordneter macht Parasjuk oft von sich reden. So fiel er als Initiator vieler Schlägereien und Skandale in der Obersten Rada auf. Auch radikale antirussische Äußerungen gehören zu seinem Profil. Im März führte er die Belagerung des russischen Konsulats in Lwiw an. In Oktober sagte er sich von den Millionen seiner Landsleute in Russland los:
„Sie sollen nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren“.
Die amtliche Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa äußerte sich auf die Bitte, den Eintrag von Parasjuk auf ihrem Facebook-Account zu kommentieren, wie folgt:
Ich enthalte mich da jeden Kommentars. Besessene gehören nicht zu meinem Kompetenzbereich.“
Die Sprecherin dankte all denjenigen, die den russischen Diplomaten Beileid und Unterstützung bezeugten.