Stoltenberg,norwegen
© dpaStoltenberg ist stolz auf seine Norweger.
Der norwegische Attentäter Breivik wird zurzeit von Psychiatern auf seine Zurechnungsfähigkeit untersucht. Die Experten werden auch zu bedenken haben, dass der Massenmörder anbietet, als Gegenleistung für einen Rücktritt der Regierung umfassend auszusagen. Ministerpräsident Stoltenberg kündigt derweil an, sein Land werde aus der Tragödie lernen.

Der rechtsradikale Attentäter Anders Behring Breivik hat den Rücktritt von Norwegens Regierung als Gegenleistung für eigene Aussagebereitschaft verlangt. Das berichtete der TV-Sender NRK unter Berufung auf Polizeikreise. Breivik hatte am 22. Juli 77 Menschen durch eine Bombe in Oslo und bei einem Massaker auf der Insel Utøya getötet.

Zwei Psychiater sollen den 32-Jährigen auf seine Zurechnungsfähigkeit untersuchen und ihr Gutachten bis Anfang November vorlegen. Die Zeitung "Aftenposten" berichtete, dass das Ausmaß von Breiviks Verbrechen zwei Mal durch unerwartete Staus bei Autofahrten quasi gemindert wurde. So konnte er die Bombe im Osloer Regierungsviertel nicht wie geplant während der Arbeitszeit, sondern erst kurz nach Büroschluss für tausende Beamte zünden. Bei der Explosion starben acht Menschen.

Das sozialdemokratische Sommerlager auf der Fjordinsel Utøya erreichte Breivik außerdem erst am späten Nachmittag, als bereits viele Teilnehmer zum Festland zurückgekehrt waren. Dazu gehörte auch Norwegens Ex-Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland.

Der norwegische Ministerpräsident Jens Stoltenberg kündigte Maßnahmen zur Verhinderung von Terroranschlägen an, ließ Details aber offen. "Wir werden sicherlich aus diesen tragischen Ereignissen Lehren ziehen müssen, aber dazu ist es noch zu früh", sagte Stoltenberg. "Derzeit können wir noch nicht sagen, welche konkreten Schritte zu ergreifen sind, um Gewalttaten zu verhindern, wie wir sie in Oslo und auf Utöya erlebt haben." Gewalt dürfe auf keinen Fall gebilligt oder akzeptiert werden. "Da können und werden wir uns keine Naivität leisten."
norwegen,trauer
© dpaTrauer mit Blick auf die Insel des Schreckens.

"Alle Ansichten tolerieren"

Stoltenberg bekräftigte, dass sich das Land durch den Terror seine Werte nicht nehmen lasse: "Norwegen wird weiterhin als das Land erkennbar bleiben, das es auch vorher war", sagte der Ministerpräsident. "Wir werden nicht aufhören, die Diversität unserer Gesellschaft zu fördern, und wir begrüßen jede öffentliche Debatte, auch wenn sie schwierig werden könnte. Aber Gewalt werden wir niemals akzeptieren." Zugleich warnte Stoltenberg vor einer Einschränkung der Meinungsfreiheit, die das Fundament einer Demokratie sei. Alle Arten von Ansichten müssten toleriert werden, "auch wenn sie extrem sind".

Der Umgang der Norweger mit den Terrorakten erfülle ihn mit Stolz, sagte Stoltenberg. Die Menschen hätten auf "diesen perfiden Angriff, der unmittelbar auf das Herz unserer Demokratie abzielte", mit noch mehr Demokratie, mehr Toleranz und mehr Offenheit reagiert. Er habe persönlich Halt in der Solidarität seiner Landsleute gefunden. Auf ein angemessenes Strafmaß für den Attentäter wollte sich Stoltenberg nicht festlegen. Dies müssten die Gerichte entscheiden.

jmü/dpa/AFP/rts