Während sich die Suche nach außerirdischem Leben im Sonnensystem derzeit auf den Mars und die Eismonde von Jupiter und Saturn konzentriert, wollen russische und US-amerikanische Wissenschaftler mit einer zukünftigen Mission Leben auf der Venus, bzw. in deren oberen Atmosphärenschichten suchen. Nicht zuletzt sind es bislang unerklärte dunkle Streifen in der Venus-Atmosphäre, die die Forscher auf dortiges Leben hoffen lassen.
Venus
© ESA/MPS/DLR/IDAAuch auf dieser Ansicht der Venus im ultravioletten Licht, aufgenommen von der europäischen Sonde „Venus Exress“, sind die bislang unerklärten dunklen Streifen in der Venus-Atmosphäre deutlich zu erkennen.
Madison (USA) - Wie das „Astrobiology Magazine“ der NASA berichtet, soll die angedachte Mission „Venera-D“ mit einer unbemannten Drohne die Venusatmosphäre erforschen und unter anderem die Zusammensetzung der dunklen Streifen genau untersuchen. Diese Streifen absorbieren ultraviolettes Sonnenlicht und könnten, wie Missionswissenschaftler erläutern, auch aus Mikroben bestehen.

Angedacht ist der Start der Gemeinschaftsmission von NASA und ROSKOSMOS für 2025 und soll neben der Atmosphärendrohne auch aus einer Landeeinheit für die Erkundung der Venusoberfläche bestehen.

Erstmals entdeckt wurden die dunklen Streifen in der Venus-Atmosphäre in den 1960er Jahren, als deren Bewegung in Bezug auf die Rotation des Planeten genauer beobachtet wurde. Aus was genau die Streifen jedoch bestehen, konnte seither ebenso wenig wie die Beobachtung geklärt werden, dass sich diese Streifen nicht mit der sonstigen Atmosphäre vermischen und wie die Frage warum sie ultraviolettes Licht absorbieren.

Laut dem Atmosphärenwissenschaftler Sanjay Limaye von der University of Wisconsin, der einst auch der Venus Exploration Analysis Group (VEXAG) der NASA vorstand und Teil des Venera-D-Planungsteams ist, sei die Natur dieses „UV-Absorbierers“ bislang noch völlig unbekannt: „Es könnte sich um ein Wolkengemisch oder um eine Substanz handeln, die von Schwefeltropfen gelöst wird - aber auch um kristalline Strukturen wie Eis. Eisenchlorid wäre zudem eine Erklärung - nur ist bislang kein Mechanismus bekannt, durch den dieses in Höhen von 50 bis 60 Kilometer in die Venus-Atmosphäre transportiert werden kann. Gerade, weil die Winde direkt über der Oberfläche eher schwach und die niedrige Atmosphäre recht dicht ist.

Neben diesen non-biologischen Erklärungsansätzen könnte es sich bei den Streifen aber auch um Beweise für dortiges mikrobiologisches Leben handeln. Eine Option, so Limaye, „die wir nicht übersehen sollten“.

Tatsächlich würde Leben in großen Höhen der Venus-Atmosphäre sogar Sinn machen: „Schließlich wurden Mikroben schon in ähnlichen Höhen der Erd-Atmosphäre nachgewiesen. Die größte Herausforderung für Leben auf der Venus sind die extrem hohen Oberflächentemperaturen von rund 460 Grad Celsius - heiß genug, um Blei zu schmelzen - sowie ein Oberflächendruck von 92 Bar, was dem Druck in rund 1 Kilometer Ozeantiefe auf der Erde entspricht.“

In Höhenregionen von mehr als 50 Kilometern, betrage die Temperatur innerhalb der Venus-Atmosphäre dann aber nur noch zwischen 30 und 70 Grad Celsius, während der Druck ähnlich dem auf der Erdoberfläche ist. „Hier könnte Leben also durchaus gedeihen - und genau hier finden wir den dunkelstreifigen UV-Absorbierer.“


Kommentar: Eine ziemlich anthropozentrische Sichtweise über das Leben. Was auf der Erde gilt, muss nicht zwangsläufig auch im Rest des Universums gelten.

Hintergrund: Leben auf der Venus
Schon 2012 berichtete der russische Leonid V. Ksanfomaliti über Lebensformen, die er auf Aufnahmen der sowjetischen Venus-Sonde „Venera-13“ (siehe Abb. l.) entdeckt haben will (...GreWi berichtete) - und sorgte damit erwartungsgemäß international für hitzige Diskussionen (...GreWi berichtete).
Selbst die Schwefelsäure in der Venus-Atmosphäre wäre nicht zwangsläufig ein Hindernis für dortiges Leben. Schließlich hatten schon frühere russische Venera-Missionen deren Größe von rund einem Mikron und damit deren Fähigkeit nachgewiesen, von ringförmigen Polymeren aus acht Schwefelatomen, sog. S8-Molekülen, überzogen zu sein. S8 wiederum absorbieren ultraviolettes Licht und geben es als sichtbares Licht wieder ab. „Sollte es sich also bei den Partikeln also um Mikroben handeln, so könnten auch sie mit S8 überzogen sein und so vor der Schwefelsäure geschützt sein“, so die Venera-D-Visionäre. Andere, frühere Überlegungen hatten sogar schon vermutet, dass die S8-Moleküle selbst das Ergebnis biologischer Aktivität sein könnten.

„Ob es in den Venus-Wolken tatsächlich Leben gibt, können wir derzeit noch nicht sagen“, so Limaye. „Das bedeutet aber auch nicht, dass es dort kein Leben gibt. Der einzige Weg, das genau herauszufinden ist der, die Venus-Atmosphäre direkt und vor Ort zu untersuchen.“

Ende Januar wird das Venera-D-Konzept an die verantwortlichen Gremien bei NASA und ROSKOSMOS überstellt. Frühestens Ende des Jahres soll dann über die mögliche Umsetzung der Pläne entschieden werden.