Elektroden, die auf der Stirn platziert werden, können Anfälle vermindern helfen. Das Verfahren, das US-Forscher entwickelt haben, soll unnötige Operationen vermeiden.

Neurologen an der University of California in Los Angeles (UCLA) haben einen neuartigen Hirnstimulator entwickelt, der Anfälle bei Epileptikern deutlich abmildern soll. Das Verfahren kommt im Gegensatz zu bereits zugelassenen Systemen wie dem Vagus-Nervenstimulator ohne chirurgische Eingriffe aus.

Beim sogenannten Trigeminal Neural Stimulator (TNS) trägt der Patient den oberen Teil des Hirnstimulator einfach in Form einer langen, schmetterlingsförmigen Elektrode auf der Stirn. Leitungen führen hinter den Ohren zu einem kleinen Impulsgenerator, der in der Gesäßtasche getragen werden kann. 12 bis 16 Stunden arbeitet der TNS durchschnittlich am Stück.

Das Gerät stimuliert laufend den Drillingsnerv, den sogenannten Nervus trigeminus, der von tief im Gehirn bis zu den beiden Seiten des Gesichtes verläuft. Die Stimulation wirkt sich bei relativ vielen Patienten positiv aus: Epileptische Anfälle werden entweder ganz verhindert oder verlaufen deutlich milder. Warum das so ist, wissen Forscher allerdings noch nicht: Sie mutmaßen, die Impulse helfen dem Denkapparat, im Takt zu bleiben.

In einer Studie mit 50 Personen, die Placebo-kontrolliert war, ergab sich, dass immerhin 40 Prozent der Teilnehmer eine um 50 Prozent geringere Rate epileptischer Anfälle aufwiesen. Das entspricht ungefähr der Rate, die mit Vagus-Nervenstimulatoren (VNS) erzielt werden kann.

Der wichtige Unterschied: Ein VNS ist technisch weit aufwändiger, kostet mindestens 20.000 Dollar und muss in einer Operation in die Brust eingesetzt werden, während eine Elektrode einen Nerven an der linken Seite des Halses umschlingt. Da man aber vor dem Eingriff nicht weiß, ob das System bei dem betroffenen Patienten überhaupt funktioniert, drohen teure Fehlschläge. Ein TNS kann dagegen sehr einfach auf seine Wirkungsweise getestet werden.

TNS wie VNS sind immer dann notwendig, wenn Epileptiker nicht auf die parallel zur Verfügung stehende medikamentöse Behandlung ansprechen - das ist bei immerhin 30 Prozent der Fälle in den USA so, die Zielgruppe ist entsprechend groß.

Christopher DeGiorgio, Neurologe an der UCLA und Erfinder des TNS, meint, er sei von der Tatsache ausgegangen, dass der Drillingsnerv zu wichtigen Bereichen des Gehirns führt, die mit epileptischen Anfällen wie auch dem persönlichen Stimmungsbild, Aufmerksamkeit und Furcht in Verbindung stehen. DeGiorgio konnte deshalb auch feststellen, dass das Tragen des TNS zu einer Bekämpfung von Depressionen, unter denen viele Epileptiker zusätzlich leiden, beiträgt.

Ian Cook, Psychiater und Neuwissenschaftler an der UCLA, der den TNS im Zusammenhang mit psychologischen Wirkungen getestet hat, ist vor allem von der Einfachheit der Idee im Vergleich zum VNS begeistert. "Die Technik ist so elegant und einfach, dass man es kaum glauben mag."

Einer der Patienten aus DeGiogios Studie, der 29jährige Walter Cortes, hatte besonders viel Erfolg: "Ich hatte 20 epileptische Anfälle im Monat, mittlerweile bin ich runter auf acht." Als Cortes das Gerät wegen eines Krankenhausaufenthaltes absetzen musste, kamen die Anfälle wieder zurück.

Der TNS soll nun zu einer zulassungsfähigen Therapieform weiterentwickelt werden. Das Start-up NeuroSigma arbeitet derzeit an einer Kommerzialisierung, nachdem es die Lizenz von DeGiorgio erwerben konnte. Parallel sollen weitere Studien die Resultate untermauern. Geplant ist unter anderem eine Testreihe nur mit Menschen, die an Depressionen leiden.