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© Luis JuarezProtestmarsch zum Wasserkraftwerk Pojom 1 in Ixquisis, Guatemala
In Guatemala ist bei einem Protestmarsch gegen den Bau von Wasserkraftwerken der 72-jährige Sebastián Alonso Juan durch mehrere Schüsse aus dem Hinterhalt getötet worden. Der Vorfall ereignete sich in San Mateo Ixtatán im Norden Huehuetenangos.

Die örtliche indigene Bevölkerung steht seit Jahren im Widerstand gegen den Bau von Wasserkraftwerken in ihren Territorien. Am Protestmarsch nahmen rund 2.000 Personen teil. Beim Wasserkraftwerk angelangt, setzten Unbekannte Material und Fahrzeuge des Unternehmens in Brand. Daraufhin schossen vermummte Bewaffnete aus dem Gebüsch und verwundeten Alonso Juan tödlich.

Das Unternehmen Proyecto Desarrollos Hídricos S.A. baut in dem abgelegenen Gebiet an drei Wasserkraftwerken, ohne dass die Bevölkerung vorab informiert oder konsultiert wurde. Die indigenen Gemeindeführer haben gegen die Zerstörung ihrer Felder und das Umleiten der Flüsse auf allen Ebenen Einsprachen bei Regierungs- und Justizbehörden eingelegt. Vom Unternehmen angestellte Wachschützer gingen massiv gegen die lokale Bevölkerung vor. Nach Auseinandersetzungen in den Vorjahren installierte die guatemaltekische Regierung 2014 einen Militärposten und erhöhte auch das Polizeipersonal. Die Anwohner sehen sich an Zeiten des Bürgerkriegs erinnert und werfen den Mord Soldaten oder Polizisten vor, die dort stationiert seien, um nicht sie, die Bevölkerung, sondern das Unternehmen zu schützen.

Ebenfalls diese Woche wurde Laura Leonor Vásquez Pineda in Mataquescuintla in ihrem Haus erschossen. Sie war im Komitee zum Schutz des Lebens in San Rafael Las Flores engagiert, das sich gegen die Silbermine El Escobal des Bergbauunternehmen Minera San Rafael, ein Subunternehmen der kanadischen Tahoe Ressources Ltd. gegründet hatte.

2013 wurde die Bergbaukonzession vergeben, obwohl die anliegenden Gemeinden eine Volksbefragung durchgeführt und sich gegen Bergbauprojekte ausgesprochen haben. Von Beginn an gab es bewaffnete Übergriffe des Sicherheitspersonals der Mine gegen die friedlich protestierende Bevölkerung, zahlreiche Menschen wurden dabei verletzt. Der Chef des Sicherheitspersonals wurde angeklagt und ist flüchtig. Diese Woche begann ein Prozess gegen den Leiter der Mine San Rafael wegen verursachten Umweltschäden. Bereits 2015 wurde ein Aktivist in San Rafael ermordet. Die Mine El Escobal fördert weiterhin unbeschadet Silber.

Zahlreiche Menschenrechtsorganisationen fordern die Aufklärung dieser Morde und das Ende der Straflosigkeit. Im Jahr 2016 wurden in Guatemala 14 Morde an Menschenrechtsverteidigern verübt. Im Januar 2017 kamen im Zusammenhang mit dem Konflikt schon drei Menschen gewaltsam ums Leben.