Tieefseefisch Maulsperre Trick
© Nalani Schnell, Muséum national d'Histoire naturelle
Wenn das Maul zu klein ist für große Beute, dann muss man sich als hungriger Tiefseefisch etwas einfallen lassen. Herausgekommen ist ein einzigartiger Antimaulsperrenmechanismus.

Als kleiner, aber hungriger Tiefseefisch hat man eben einfach Pech, wenn ein vorbeikommendes Stück Beute zu groß zum Schlucken ist. Oder? Tatsächlich hat die Natur einen Weg gefunden. Denn anders als bei den meisten anderen Fischen ist zum einen bei allen in der Tiefsee heimischen Schuppendrachenfischen der Schultergürtel nicht fest mit der Kopf- und Maulpartie verwachsen, und schon dies erlaubt eine größere Flexibilität beim Maulöffnen. Bei mindestens fünf Gattungen der Familie ist in Lauf der Evolution zum anderen aber ein ganz eigener anatomischer Knick hinzugekommen, den nun Forscher vom Smithsonian's National Museum of Natural History und dem Muséum national d'Histoire naturelle in Frankreich entdeckt und beschrieben haben.

Die Tiere verfügen zusätzlich über eine flexible gelenkartige Verbindung zwischen Hinterkopf und dem biegsamen Vorderende der Wirbelsäule, so die Forscher: Das ermöglicht solchen Vertretern der Schuppendrachenfische, das Maul weiter aufzureißen als ihren Verwandten. So wird noch größere Beute in einem Happs verschluckbar, erklärt Dave Johnson: "Die größere Flexibilität erlaubt ihnen, ihr Maul 120 Grad weit aufzusperren - was kein anderer Fisch egal welcher Familie hinbekommt."

Die besondere Kopf-Wirbelsäulen-Verbindung tritt nicht bei allen Schuppendrachenfischen auf: Nachgewiesen haben die Forscher sie bisher nur an Museumsexemplaren der Gattungen Aristostomias, Eustomias, Malacosteus, Pachystomias und Photostomias. Tatsächlich ernähren sich gerade diese Gattungen auch von Fischen und Schalentiere mit zum Teil enormen Körpergrößen, wie Analysen des Mageninhalts zeigen. Nur die Malacosteus-Arten essen Plankton: Offenbar sind sie zu dieser Ernährungsweise aber erst zurückgekehrt, nachdem ihre Ahnen den Maulaufsperrmechanismus schon im anatomischen Programm hatten.