Wissenschaftlerin am Mikroskop
© Unbekannt

Selbst in einer Tiefe von 1,6 Kilometern unter dem Meeresboden gibt es Leben in großer Vielfalt. Dort existieren Bakterien unter unwirtlichen Bedingungen bei Temperaturen von bis zu 100 Grad Celsius in Millionen Jahre alten Sedimenten. Sie stecken damit tiefer im Meeresboden als jede andere zuvor entdeckte Population, berichten Wissenschafter nach der Analyse von Bohrkernen aus dem Nordatlantik.

Bisher hätten Forscher Mikroorganismen nur in bis zu 842 Meter tiefen Sedimenten entdeckt. Die Bakterien ernähren sich unter anderem von Erdgas (Methan), das in den Sedimenten reichlich vorhanden ist.

Erwan Roussel von der Universite de Bretagne Occidentale (Plouzane/Frankreich) und seine Mitarbeiter hatten neun Bohrkerne von 860 Metern bis 1.626 Metern Tiefe unter dem Meeresboden analysiert, berichtet das Journal "Science". Das Alter dieser Sedimente reicht von 46 bis 111 Millionen Jahren, die Temperaturen des tiefsten Abschnitts betragen Berechnungen der Wissenschafter zufolge 60 bis 100 Grad Celsius.

Relikte aus der Urzeit des Lebens

In den Bohrkernen fanden die Wissenschafter zahlreiche sogenannte Prokaryoten, Organismen ohne Zellkern, zu denen vor allem Bakterien zählen. Untersuchungen belegten, dass zumindest ein Teil dieser Zellen lebte. Sie teilten sich und hatten einen Stoffwechsel. Eine anschließende genetische Analyse ergab, dass einige der Prokaryonten zu den Archaebakterien gehören, die von vielen Forschern als Relikte aus der Urzeit des Lebens angesehen werden. Sie leben oft unter extremen Bedingungen, etwa bei hohen Temperaturen oder in besonders saurer Umgebung - unter anderem an brodelnden Schlammlöchern und kochenden Schwefelquellen.

Insgesamt schätzen Experten, dass zwei Drittel aller Prokaryoten der Erde in den unterseeischen Sedimenten vorkommen ­ wie die aktuelle Untersuchung zeigt sogar in Tiefen von mehr als einem Kilometer.