Protest gegen US-Luftangriffe Jemen
© Reuters / Khaled AbdullahEin Graffiti gegen US-Drohnenangriffe in Sanaa, Jemen, 13. November 2014.
Ein Bericht deckt auf: Die Angaben zu Luftangriffen in Afghanistan, Irak und Syrien, die alle während der Obama-Regierung stattfanden, sind falsch. Die Täuschung der Öffentlichkeit stellt die Glaubwürdigkeit des Pentagons in Frage.

Die “Military Times“ veröffentlichte einen investigativen Bericht, der die Glaubwürdigkeit des amerikanischen Verteidigungsapparats in Frage stellt. Beginnend mit dem Kampf gegen den Terror im Jahr 2011 hätten die Ungenauigkeiten in der Dokumentation von Luftangriffen begonnen. Tausende Luftangriffe sollen nicht publik gemacht worden sein. Im vergangenen Jahr, so der Bericht, wurden allein in Afghanistan 456 Luftangriffe nicht ordnungsgemäß dokumentiert.

Die US-Luftwaffe unterhält Statistiken mit gesammelten Daten, in denen sich alle Luftangriffe wiederfinden lassen sollten. Das US-Militär publiziert die vorgenommenen Luftschläge in zwei Formen: monatliche Veröffentlichungen zusammengetragen von dem zentralen Kommando der US-Luftwaffe und in periodischen Abständen in Veröffentlichungen durch das US-Verteidigungsministerium. Per Definition der US-Armee und der durch die Amerikaner geführten Koalitionen sind Luftschläge all jene Einsätze, die Kämpfer und andere Flugobjekte involvieren, Helikopter und Drohnenangriffe sowie verschiedenste Munitionen dabei einsetzen. Doch scheint es Diskrepanzen darüber zu geben, was als Luftschlag zu werten und zu dokumentieren ist.

Als Beispiel wird hier der Apache Helikopter genannt. Dieser verübt Nahkampfangriffe, die die Bodentruppen unterstützen und daher laut dem US-Militär nicht als Luftschläge zu werten sind. Auch sieht sich die Luftwaffe nicht in der Pflicht alles zu dokumentieren. Der Apache Helikopter, von Hughes Aircraft entwickelt und von Boeing produziert, ist einer der effizientesten Kampfhubschrauber. Mit Hilfe eines Lasers lassen sich Ziele für die Bodentruppen markieren. Seine Hauptwaffe ist die “Hellfire-Panzerabwehrlenkwaffe“, eine Rakete, mit der sich Panzer bekämpfen lassen.

In Afghanistan, Irak und Syrien kommen neben dem “AH-64 Apache“ Helikopter auch Drohnen vom Typ “MQ-1 Gray Eagle“ und Helikopter der Marke “UH-60 Blackhawk“ zum Einsatz. Der ehemalige CIA-Mitarbeiter und Anwalt Jack Rice sieht in den Offensiven aus der Luft über afghanischem Gebiet ein fundamentales Problem, das die Bevölkerung gegen die Amerikaner und US-geführten Koalitionen aufbringt. Im derzeitigen Kampf um die Provinz Helmand, die als Opium-Produktionsgebiet für die Taliban gilt, kamen am vergangenen Donnerstag und Freitag allein 18 Zivilisten ums Leben. Bei fast allen soll es sich um Frauen und Kinder gehandelt haben. Die Vereinten Nationen bestätigten die Opferzahlen. Innerhalb der letzten Woche sollen die US-geführten Koalitionen 30 Luftangriffe geflogen haben. Von amerikanischer Seite aus aber wurden die Opferzahlen angezweifelt.

Jack Rice zu den Opferzahlen:
Ich denke, die UN ist hier akkurater. Was die Amerikaner eigentlich meinten, ist, dass sie weitere Nachforschungen diesbezüglich anstellen wollen. Wenn wir uns die Meinung der UN ansehen, glaubt diese, dass es zwischen 18 bis 25 Personen waren, vielleicht mehr. Aber dies wird nun nach dem UN-Bericht öffentlich, dass die UN-Mission in Afghanistan mehr als 590 Zivilisten nannte, die allein im Jahr 2016 ermordet wurden. Und dies scheint Licht auf ein reales Problem zu werfen für die Koalitionsstreitkräfte und für die Amerikaner im Besonderen, das sie in der Region haben.
Bei der steigenden Zahl an internationalen Konflikten hinkt die Statistik hinterher. Während es bei der Großoffensive im Kampf um das vom "Islamischen Staat" besetzte irakische Mossul noch Zahlen gab, über die zu diskutieren war, blieb der Kampf um die IS-Hochburg Rakka weitestgehend undokumentiert. Gerade in den letzten Tagen der Obama-Regierung sollen Luftschläge und zivile Opferzahlen nicht mehr erfasst worden sein.

Es sind aber nicht nur die falschen Statistiken und damit verbundenen Opferzahlen, die verunsichern, sondern die damit zusammenhängenden Kosten, die die US-Öffentlichkeit über die realen Ausgaben für das Militär hinweg täuscht. Bis April muss der US-Präsident eine Budgetforderung für die Militärausgaben vorlegen. Trump will die Armee ausbauen und die Zahl der Kampfflugzeuge erhöhen. Auch die amerikanischen Nuklearwaffensysteme sollen modernisiert werden.