Stundenlang zog eine Säurewolke über Oberhausen, 150 Menschen klagten über Atembeschwerden. Nun ist sie "weitestgehend niedergeschlagen". Schuld war ein Leck in einem Chemiebetrieb.
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Bei einem Unfall auf dem Gelände einer Chemiegroßhandelsfirma in Oberhausen ist eine gefährliche Dampfwolke freigesetzt worden. Ursache sei ein Leck in einem Tank mit hochkonzentrierter Schwefelsäure gewesen, sagte ein Feuerwehrsprecher.

Ausgelöst wurde der Zwischenfall nach Angaben des betroffenen Chemiebetriebs durch einen Fehler beim Entladen eines Schiffs. Es sei Salzsäure in einen Tank mit Schwefelsäure eingeleitet worden, sagte Hamm-Chemie-Betriebsleiter Axel Knauber.

Stundenlang war die Säurewolke über Teile der Ruhrgebietsstadt gezogen. Rund 150 Menschen meldeten sich laut Polizei mit Atemwegsbeschwerden beim Rettungsdienst. Anwohner wurden aufgefordert, ihre Wohnungen nicht zu verlassen sowie Fenster und Türen zu schließen.

Knauber sprach von "menschlichem Versagen" und bat die Menschen in Oberhausen um Entschuldigung. Die Kriminalpolizei kläre derzeit die Details. Knauber schätzte den materiellen Schaden am Tank auf rund 1,5 Millionen Euro. Der rund 3000 Tonnen fassende Tank sei zur Zeit des Unfalls mit ungefähr 300 bis 400 Tonnen gefüllt gewesen.

Die Stadt Oberhausen richtete einen Krisenstab ein, sagte der Beigeordnete für öffentliche Ordnung, Frank Motschull. Trinkwasser sei durch den Säureaustritt nicht gefährdet. Krankenhäuser seien informiert worden. Es gibt ein Bürgertelefon, an das sich Anwohner mit Fragen zu der Schadstoffwolke wenden können: 0208/825-3168.
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Die Feuerwehr war gegen 6.50 Uhr über den Notruf von der Firma verständigt worden, die mit Säuren und Laugen für Industriekunden handelt. Die Säure selbst lief in eine Auffangwanne rund um den Tank, die obligatorisch vorgeschrieben ist. Allerdings wurden dabei die giftigen und ätzenden Chemiedämpfe freigesetzt.

Die sichtbare Säurewolke hatte sich am Vormittag über mehrere Hundert Meter ausgedehnt und war in Richtung Nordost gezogen. Die Einsatzkräfte nutzten Wasserwerfer, um sie zu bekämpfen. Gegen Mittag hieß es, die Wolke sei "weitestgehend niedergeschlagen". Es werde aber noch dauern, bis es gesicherte Informationen gebe, ob von dem gebrochenen Säuretank weiterhin eine Gefahr ausgehe, sagte Feuerwehrleiter Gerd Auschrat.

Die Säure aus dem Tank befindet sich demnach weiter in der Sicherheitswanne und muss abgepumpt werden. Aufgrund der großen Menge soll dies bis zu zwölf Stunden dauern.

Die Behörden sicherten den Bereich weiträumig ab. Dadurch kam es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. "Mehrere Hauptverkehrsadern sind gesperrt", sagte ein Polizeisprecher. Auch der Verkehr auf der Autobahn 42 war stark beeinträchtigt. Eine Abfahrt der Autobahn wurde gesperrt. In den nahe gelegenen Stadtteilen von Oberhausen wurde der Bus- und Bahnverkehr eingestellt. Auf dem Rhein-Herne-Kanal wurde der Schiffsverkehr gestoppt.

Insgesamt waren rund 150 Feuerwehrleute aus Oberhausen sowie weiteren Städten wie Essen und Duisburg vor Ort im Einsatz. Auch Gefahrgutexperten wurden hinzugezogen.

wit/dpa