Die Aufräumarbeiten werden bis zu 30 Jahre dauern, heißt es in einer UN-Studie. Die Ölindustrie soll für die Kosten aufkommen. Im Trinkwasser sind 900 Mal mehr krebserregende Stoffe als die WHO vorgibt.

Seit Jahrzehnten wird Nigeria aufgrund der großen Ölvorkommen massiv ausgebeutet. Einer nun veröffentlichten UN-Studie zufolge richtet dies vor allem in der Region Ogoniland im Westen des Landes erhebliche Umweltschäden an. Um die Natur im Nigerdelta langfristig zu retten, kontaminierte Böden und Flüsse zu reinigen und künftig eine saubere Trinkwasserversorgung zu gewährleisten, seien die bisher umfangreichsten Aufräumarbeiten vonnöten, so das Ergebnis der UN-Studie. Diese würden zwischen 25 bis 30 Jahre in Anspruch nehmen und in den ersten fünf Jahren etwa eine Milliarde Dollar (umgerechnet mehr als 700 Millionen Euro) kosten.

Zwei Jahre lang untersuchte das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) die Folgen seit Beginn der Ölarbeiten in Ogoniland vor mehr als 50 Jahren. 4000 Grundwasser- und 780 Erdbodenproben in 69 Regionen wurden analysiert. Die Auswirkungen auf die Natur und die Bevölkerung sind verheerend. In mindestens zehn Gemeinden ist das Trinkwasser so stark mit giftigen Stoffen verschmutzt, dass die Gesundheit der Bevölkerung dramatisch gefährdet ist. Im Westen der Region trinken etliche Familien Wasser, das 900 Mal mehr Benzen enthält als von der WHO vorgeschlagen. Auch die Luft ist weitaus stärker verschmutzt als bisher befürchtet.

Ölindustrie soll für Kosten aufkommen

Nach Schätzungen der Studie würden erste Maßnahmen zur Reinigung der Erdoberfläche und des Grundwassers fünf Jahre dauern. Für den vollständigen Wiederaufbau des Ökosystems sind jedoch zwischen 25 und 30 Jahre sowie weitere finanzielle Mittel nötig. Dies gilt auch für die aufwändige Regeneration der Mangrovenwälder in der Region.

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen empfahl die Einrichtung eines Sonderfonds. Um die ersten fünf Jahre der Aufräumarbeiten zu finanzieren, sollten dem UN-Umweltprogramm nach eine Milliarde Dollar (umgerechnet mehr als 700 Millionen Euro) von den Ölunternehmen und der nigerianischen Regierung zur Verfügung gestellt werden.

Für die Ölförderung in Ogoniland ist vor allem der Konzern "Royal Dutsch Shell" gemeinsam mit der staatlichen Ölgesellschaft Nigerias verantwortlich. Der Konzern hatte die Ölförderung in der Region 1993 jedoch nach Massenprotesten der Bevölkerung eingestellt. Es werden aber weiterhin Pipelines und Raffinerien betrieben.

Shell übernahm die Verantwortung für zumindest zwei Öllecks. "Wir werden weiter mit unseren Partnern in Nigeria, darunter die Regierung, zusammenarbeiten, um die Probleme zu lösen und die nächsten Schritte gehen, um Ogoniland aufzuräumen", hieß es in einer Stellungnahme des Konzerns.

Ölanlagen wurden in Nigeria wiederholt von Kriminellen zerstört oder beschädigt. Aus den Leitungen und Raffinerieanlagen tritt aber noch immer Öl aus. "Die Ölförderung ist für mehr als 50 Jahre eine Schlüsselindustrie für die nigerianische Wirtschaft gewesen. Aber viele Nigerianer haben einen hohen Preis bezahlt, wie diese Untersuchung zeigt", sagte der Exekutivdirektor des UN-Umweltprogrammes, Achim Steiner. Die Wartung der Anlagen sei völlig unzureichend, Shell habe nicht einmal die konzerneigenen Vorgaben für Gesundheitsschutz und Sicherheit eingehalten.