Der japanische Premierminister Shinzo Abe
© Reuters"Alles im grünen Bereich": Der japanische Premierminister Shinzo Abe während einer Wahlkampftour im Hafen von Soma Haragama, Präfektur Fukushima , Japan, 2. Dezember 2014.
Verstrahlte Fische erreichen die USA und Kanada. Ein untrügliches Zeichen, dass die nukleare Katastrophe von Fukushima den Pazifik verseucht. Strahlenmessungen im Unglückreaktor erreichten im Februar neue Höchstmaße, die selbst Roboter versagen ließen.

Im Frühjahr 2011 führten ein Erdbeben der Stärke neun und ein anschließender Tsunami zu einer nuklearen Katastrophe an der japanischen Ostküste, nördlich von Tokio. Bilder wie aus einem Endzeitfilm erinnern an den dunkelsten Tag in der jüngeren japanischen Geschichte, an dem 18.000 Menschen ihr Leben ließen. Die Folgewirkung der Katastrophe war unter anderem eine schwere Havarie im Atomkraftwerk von Fukushima.

Hunderttausende mussten ihre Heimat verlassen und kämpfen seither um Unterstützung vonseiten der japanischen Regierung. Die Betreiberfirma Tepco geriet in die Kritik, nicht genügend Sicherheitsvorkehrungen getroffen zu haben und die Lage bis heute zu beschönigen.

Zeugnisse der Strahlung erreichten nun die amerikanische Ostküste. Erstmals seit dem Unglück wurden radioaktiv belastete Fische aufgefunden, deren Populationen mutmaßlich aus dem japanischen Katastrophengebiet stammen. Bei der Beschädigung des Reaktors in Fukushima trat Cäsium-134 aus, eine radioaktive Chemikalie, die sich nun an der Küste der USA und Kanadas wiederfindet. Cäsium-134 existiert in der Natur nicht und ist eine reine Kreation von Menschenhand.

Jay Cullen ist Leiter des kanadischen Fukushima InForm Projekts, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Messdaten zu radioaktiver Verseuchung in der Natur zusammenzutragen. Er geht davon aus, dass der große Teil der heutigen Messungen auf das Unglück 2011 zurückzuführen ist. Aber noch heute fließt radioaktiv verseuchtes Wasser in den Pazifik. Selbst der kanadische Lachs zeigte Spuren von Cäsium-134.

Japan hat errechnet, dass die Folgekosten des Unglücks bei 188 Milliarden US-Dollar liegen. Doch diese Berechnung lässt mögliche Schadensansprüche anderer Länder infolge des Fukushima-Unglück außen vor.

Da die Strahlung in der Gefahrenzone für den Menschen zu hoch ist, sollten nun Roboter Abhilfe schaffen. Dieser Versuch schlug jedoch fehl, denn die Strahlungen führten sogar zum Ausfall der Roboter. Die Geräte der Marke Toshiba sollten Strahlungen bis 73 Sievert standhalten können. Die jüngsten Messungen ergaben jedoch 530 Sievert. Allein zehn Sievert hätten fatale Folgen für den Menschen und würden innerhalb weniger Wochen akute Krankheiten hervorrufen.

Trotz hoher Strahlenwerte drängt die japanische Regierung auf Normalität in der Region und forderte 6.000 der Anwohner auf, wieder in ihre Häuser zurückzukehren. Die staatliche Unterstützungen für die Geflüchteten will die Regierung binnen eines Jahres einstellen. Jans van de Putte, Sprecher von Greenpeace, sieht dieses Vorgehen als eine PR-Kampagne Tokios, um auf internationaler Ebene das Gesicht zu wahren. Für Greenpeace ähneln die Strahlenwerte des Dorfs der Rückkehrer jenen innerhalb der Sperrzone Tschernobyls.

Cullen geht davon aus, dass der Höchststand an radioaktiv verseuchtem Wasser im kommenden Jahr erreicht werden wird.