Staatlicher Anbau von Cannabis als Medizin: Erste Ernten für 2019 vorgesehen
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© openrangestock/fotolia.comEine staatliche Cannabisagentur wird künftig den Anbau von Cannabis zu medizinischen Zwecken in Deutschland steuern. Derzeit werden jährlich rund 365 Kilo für rund 1.000 Schwerkranke benötigt.
In Deutschland ist eine Gesetzesänderung beschlossen worden, die dazu beiträgt, dass bestimmten Patienten der Zugang zu Cannabis erleichtert wird. Eine staatliche Cannabisagentur wird den Anbau von Marihuana zu medizinischen Zwecken in Deutschland steuern. Es werden mehrere Hundert Kilo benötigt. Erste Ernten sind für 2019 vorgesehen.

Medizinalhanf für Schmerzpatienten

Vor kurzem hat der Bundesrat eine Änderung des Betäubungsmittelrechts gebilligt, die es für Schwerkranke erleichtert, Cannabis auf Rezept zu erhalten. Das neue Gesetz sieht die vollständige Kostenübernahme der Krankenversicherungen vor. Eine staatliche Cannabisagentur, die im Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) angesiedelt wird, wird den Anbau von Cannabis zu medizinischen Zwecken in Deutschland steuern und kontrollieren.

Derzeit wird Cannabis aus den Niederlanden und Kanada importiert

Mit dem bevorstehenden Inkrafttreten des Gesetzes „Cannabis als Medizin“ wird im BfArM eine Cannabisagentur eingerichtet, berichtet das Institut in einer Mitteilung. Unmittelbar nach ihrer Einrichtung wird die Agentur ein EU-weites Ausschreibungsverfahren starten und anschließend Aufträge zum Anbau an geeignete Unternehmen vergeben.

„Ziel ist es, die Versorgung schwerkranker Patientinnen und Patienten künftig mit in Deutschland angebautem Cannabis in pharmazeutischer Qualität sicherzustellen“, schreiben die Experten. Die Agentur nimmt das Cannabis nach der Ernte in Besitz, die Abgabe läuft dann über Apotheken.

„Erste Ernten in Deutschland sind für 2019 vorgesehen“, erklärte BfArM-Präsident Karl Broich, laut einer Mitteilung der Nachrichtenagentur dpa.

Dem Institut zufolge müsse der Anbau unter den betäubungs- und arzneimittelrechtlichen Vorgaben erst umgesetzt werden. „Der Import von Cannabis wird auch über diesen Zeitpunkt hinaus möglich sein. Derzeit wird Cannabis zu medizinischen Zwecken aus den Niederlanden und Kanada importiert“, berichtet das BfArM.

Jährlich 365 Kilo benötigt

Bisher dürfen rund 1.000 schwer Kranke Marihuana zur Therapie kaufen. Der dpa-Meldung zufolge würden alleine für sie 365 Kilogramm Cannabis pro Jahr benötigt.

Allerdings gehen Ärzte davon aus, dass die Zahl der Cannabis-Therapien nach der Freigabe steigen wird. Wie es heißt, sollen die Ausnahmegenehmigungen nach einer dreimonatigen Übergangsfrist auslaufen, Patienten brauchen sie dann nicht mehr.

Derzeit müssen Betroffene das medizinische Rauschmittel in der Regel noch selbst zahlen.

Das BfArM rät Patienten davon ab, die getrockneten Cannabisblüten zu rauchen. Als Alternativen stehen ölige Lösungen und Tropfen zur Verfügung, zum Inhalieren oder Schlucken.

Wenn Cannabis geraucht wird, dann aber ausschließlich ohne Tabak. Denn dadurch lassen sich viele der negativen gesundheitlichen Auswirkungen von Cannabis reduzieren, wie Mediziner kürzlich in der Fachzeitschrift Lancet Psychiatry berichteten.

Regierung weiterhin gegen Freigabe von Marihuana

„Es geht hier tatsächlich nicht um Kiffen oder Joint auf Rezept“, sagte Gesundheitsstaatssekretär Lutz Stroppe laut dpa.

„Das Gesetz ändert nichts an der Haltung der Bundesregierung zur Freigabe von Cannabis: Der Eigenanbau - selbst zu medizinischen Zwecken - und seine Verwendung zu Rauschzwecken bleiben verboten“, heißt es in einer Mitteilung der Bundesregierung.

Eine der Aufgaben der Cannabisagentur sei es, eine Umleitung des Stoffs auf den illegalen Markt zu verhindern.

Wem Cannabis genau hilft

Es ist bisher nicht klar eingegrenzt, welche Patienten den Stoff bekommen sollen. Cannabis kann unter anderem bei Multipler Sklerose helfen und gegen chronische Schmerzen bei Neuropathie oder Rheuma.

Der Wirkstoff der Hanfpflanze ist auch bei Appetitlosigkeit unter anderem infolge von Krebs wirksam.

Zudem soll Cannabis hilfreich gegen Migräne sein, wie US-amerikanische Forscher im Fachmagazin Pharmacotherapy berichteten.

Die Patienten, die Anspruch auf Medizinalhanf haben und die Kosten durch die Krankenkasse erstattet bekommen wollen, müssen sich bereit erklären, an einer Begleitforschung teilzunehmen. Diese soll Daten darüber liefern, wem Cannabis genau hilft.

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