München - Zwei Arten von Fettgewebe weist der menschliche Körper auf: das univakuoläre oder weiße und das plurivakuoläre oder braune. Ersteres kommt in deutlich höherem Ausmaß vor - doch dürfte der Anteil des braunen Fettgewebes deutlich unterschätzt worden sein, berichtet die Technische Universität München. Laut einer aktuellen Studie könnte er dreimal höher sein als bisher gedacht.
Individuelle Unterschiede
Für die Studie, die im Journal of Nuclear Medicine veröffentlicht wurde, wurden knapp 3.000 PET-Scans von 1.644 Patienten ausgewertet. Positronen-Emissions-Tomographie wird in der Krebsmedizin eingesetzt, da sie Stoffwechselvorgänge im Körper sichtbar macht und ein Tumor häufig einen anderen Energiestoffwechsel als gesundes Gewebe aufweist. Sie lässt sich aber auch dafür verwenden, braunes Fettgewebe sichtbar zu machen, das im Vergleich zu weißem als "Energiefresser" gilt.
Dass manche Menschen ihr braunes Fett besser aktivieren oder gar insgesamt mehr davon besitzen als andere, kam durch die Analyse der PET-Scans ebenfalls zutage. Frauen haben häufiger aktiveres braunes Fett als Männer, wie schon verschiedene Vorläuferstudien gezeigt hatten. Ebenso haben schlanke und jüngere Menschen mehr Anteile von braunem Fett. Für Studienautor Tobias Fromme vom Else-Kröner-Fresenius Zentrum der TU München steckt in solchen individuellen Unterschieden eine mögliche Erklärung für das Phänomen, warum die einen bei einem zusätzlichen Stück Torte schon zunehmen, während andere "ungeschoren" davonkommen.
Mögliche Anwendungen
Dass der Anteil braunen Fettgewebes im Körper bisher unterschätzt wurde, ist nicht zuletzt im Hinblick auf künftige medikamentöse Therapien interessant: Es wäre unter anderem vorstellbar, dass bei Diabetikern mithilfe der hohen Aktivität des braunen Fettes über ein Medikament der überschüssige Zuckeranteil im Blut reduziert wird. Ebenso könnten Patienten mit Adipositas die hohe Energieverbrennung durch das braune Fett nutzen, um etwas Übergewicht abzubauen, meint Fromme.
Kommentar: Die Aktivierung von braunen Fettzellen ist auch ohne Medikamente möglich: z.B. durch kaltes Duschen und/oder Baden. Erfahren Sie mehr:
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"Schlussendlich muss bei Medikamenten, die das aktive braune Fettgewebe nutzen, darauf geachtet werden, dass manche Personengruppen von einer zusätzlichen Aktivierung des braunen Fetts stärker profitieren werden als andere", sagt Fromme. Und räumt ein, dass noch viele Fragen offen sind: "Welche Ursache einen Menschen dazu bringt, besonders aktives braunes Fett zu besitzen, wissen wir noch nicht."
(red, 5. 3. 2017)
Abstract
Journal of Nuclear Medicine: "Active brown fat during 18FDG-PET/CT imaging defines a patient group with characteristic traits and an increased probability of brown fat redirection"
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