Berlin - Gegen die geplante externe Überprüfung von Personalakten der katholischen Kirch auf Missbrauchsfälle regt sich unter Priestern Widerstand. Das «Netzwerk katholischer Priester» forderte die Bischofskonferenz nach einem Spiegel-Bericht auf, «von dem Projekt Abstand zu nehmen».

Dieses «juristisch wie menschlich höchst bedenkliche Vorgehen der deutschen Bischöfe» verstoße «gegen die kirchliche Datenschutzordnung». Das Netzwerk umfasst dem Nachrichtenmagazin zufolge rund 500 zumeist konservative Prieste

Die katholische Kirche will sexuellen Missbrauch von Minderjährigen auf der Grundlage von Personalakten seit 1945 wissenschaftlich und unabhängig aufarbeiten lassen. Sie ermöglicht erstmals kirchenfremden Fachleuten Zugang zu den Archiven. Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) unter Leitung von Prof. Christian Pfeiffer wurde mit einer breiten Untersuchung beauftragt. Die Auswertung umfasst in 9 ausgewählten Bistümern die Auswertung aller relevanten Unterlagen von 1945 bis 2010, in den anderen 18 Bistümern die Akten von 2000 bis 2010.



Man begrüße zwar das Anliegen, Missbrauch aufzudecken und zu verhindern, doch so würden die Persönlichkeitsrechte aller Kleriker radikal verletzt, da ihre «Privatsphäre Dritten überlassen» werde, argumentiert das Netzwerk laut «Spiegel». Guido Rodheudt, einer der Sprecher und zugleich Pfarrer in Herzogenrath bei Aachen, verweist darauf, dass «auch im normalen Arbeitsrecht Dritte keinen Anspruch auf Herausgabe der Personalakten haben».

Die Bischofskonferenz und das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen hatten erst am Freitag betont, dass der Datenschutz gewahrt werde. So erfolge die Sichtung der Personalakten durch ein örtliches, bistumsinternes Archivrechercheteam. Dem KFN werde bei der Erhebung der Daten keinerlei direkter Einblick in Personalakten gewährt. Nur wenn es Hinweise auf Missbrauch gebe, erfolge vor Ort eine Auswertung der Akte durch einen externen Juristen, der dem Rechercheteam angehöre. Dieser gebe seinen Erhebungsbogen anonymisiert an das KFN weiter.

dpa