Sechs Beamte starben innerhalb von drei Monaten, mutmaßlich ermordet von Mitgliedern eines Drogenkartells. Nun steht die Kleinstadt Ascensión ganz ohne Polizei da: Alle verbliebenen Polizisten haben ihre Kündigung eingereicht.
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© ReutersMord in Monterrey (im Juli 2011): Häufig werden Polizisten Opfer des Drogenkriegs

Mexiko-Stadt - In der Kleinstadt Ascensión leben rund 13.000 Menschen, 26 Polizisten waren noch vor drei Monaten für deren Sicherheit zuständig. Doch es wurden weniger: Sechs Beamte, darunter der Polizeichef, wurden in den letzten drei Monaten umgebracht, vermutlich von Mitgliedern eines Drogenkartells. Nun haben alle 20 Polizisten von Ascensión ihren Dienst quittiert.

Die Beamten gaben am Donnerstag Waffen und Uniformen ab. Der Oberstaatsanwalt des Bundesstaats Chihuahua, Carlos Manuel Salas, sagte, die Beamten hätten die Konsequenz aus der jüngsten Attacke gezogen. Am Dienstag waren drei Polizisten ermordet worden.

Bürgermeister Jaime Domínguez Loya bat um die Entsendung von Sicherheitskräften, um die Sicherheit in der Ortschaft nahe der Grenze zu den USA gewährleisten zu können.

Im September vergangenen Jahres musste Ascensión schon einmal vorübergehend ohne Polizisten auskommen. Der damalige Bürgermeister Rafael Lorenzo kündigte allen zwölf Wachmännern wegen mangelhafter Arbeit und Vertrauensverlust. Zuvor waren dort zwei Männer von einer aufgebrachten Menschenmenge gelyncht worden. Sie wurden verdächtigt, zwei Jugendliche entführt zu haben.

Einer der Beamten, die die Jobs der gefeuerten Polizisten übernahmen, war Manuel Martinez. Er wurde Polizeichef und trat mit dem Versprechen an, die Entführungen und Erpressungen zu stoppen. Er installierte eine Kamera auf dem zentralen Platz, er tat also etwas, und die Menschen von Ascensión unterstützten ihn.

Martinez war gerade sieben Monate im Amt, als er auf einer Autobahn erschossen wurde. Zwei weitere Beamte starben bei der Attacke.

Kein Bundesstaat Mexikos leidet so sehr unter dem Drogenkrieg wie Chihuahua. Kartelle liefern sich vor allem in der Grenzstadt Ciudad Juárez, die nordöstlich von Ascensión liegt, blutige Kämpfe. Insgesamt starben 2010 in Mexiko 15.000 Menschen durch die Kartelle und im Kampf gegen sie. Seit die Regierung im Jahr 2006 den Drogenbaronen den Krieg erklärt hat, sind allein 1300 Kinder und Jugendliche getötet worden.

Doch die Polizei verzeichnet auch Erfolge: Vor kurzem nahmen Sicherheitskräfte Jose Antonio Acosta Hernández alias "El Diego" fest. Er ist Anführer der in Diensten des Juárez-Kartells stehenden Killerbande "La Linea". Acosta soll nach Behördenberichten in den vergangenen Jahren mehr als 1500 Morde im Norden Mexikos angeordnet haben.

bim/dapd/AP/dpa