Pipeline
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Aus Angst vor einem steigenden Einfluss Russlands auf dem europäischen Gasmarkt versuchen Polen und die USA laut der Online-Zeitung Deutsche Wirtschafts Nachrichten (DWN), die Umsetzung des Pipeline-Projekts Nord Stream 2 zu sabotieren.

Warschau will demnach die Energie-Achse Moskau-Berlin verhindern und bietet stattdessen eine polnisch-amerikanische Alternative an, die sogenannte Baltic Pipe.

In dem deutsch-russischen Energieprojekt sieht Polen eine Gefahr für die Energiesicherheit Europas. Das Land befürchtet, so DWN, dass die EU sich mit Nord Stream 2 in eine gefährliche Abhängigkeit von Russland begeben würde.

Im Grunde gehe es aber darum, ob in Europa die deutsch-russische oder die US-polnische Energieachse dominieren werde. Warschau protestiert laut DWN gegen die Pipeline auch deswegen, weil diese nicht über das polnische Territorium verläuft. Polen befürchte nämlich einen Wegfall der Transitgebühren, die für das Land wirtschaftlich bedeutend seien.

Die Bundesregierung unterstützt jedoch das Projekt, weil es Deutschland zu einem wichtigen Energiehandels-Drehkreuz in Europa machen würde. Deutschland würde damit die Ukraine als wichtigste Transitroute für das russische Gas ablösen.

Hinter dem erbitterten polnischen Widerstand gegen Nord Stream 2 steckt laut der Online-Zeitung vor allem der Wunsch, in Konkurrenz zu Deutschland selbst zum Energie-Hub und Handelsplatz in Europa aufzusteigen.

Wie DWN unter Berufung auf einen mit den polnischen Plänen vertrauten Energie-Experten schreibt, hat Polen im Süden sein Energieinfrastrukturnetz ausgebaut und im Norden des Landes ein LNG-Terminal in Betrieb genommen. Zudem wolle das Land eine Pipeline von Norwegen über Dänemark an die polnische Küste bauen.

Vor allem das LNG-Terminal für das mit der Fracking-Methode hergestellte Flüssiggas sei für die USA, die im Hintergrund die Fäden ziehen, von Bedeutung. Denn Amerika wolle ja den Russen seit langem den europäischen Energiemarkt abjagen.

Warschau und Washington verbinde ein enges Verhältnis: Die polnische Regierung habe ja von Anfang an erklärt, dass sie mehr Nato und weniger EU wolle. Die Polen sind der Zeitung zufolge überzeugt, dass die USA sie gegen den Kreml schützen können. Die USA wiederum hätten in den Polen einen wichtigen Verbündeten, um Russland als Feindbild innerhalb der EU hochzuhalten. Die gemeinsamen Energie-Interessen spielten den USA auch geopolitisch in die Karten: Wenn eine polnisch-amerikanische Achse errichtet werde, könnte die Umsetzung des deutsch-russischen Projektes schwierig werden.

Sollte es Deutschland jedoch gelingen, der Russland-Phobie eine rationale Position entgegenzusetzen, dann hat Nord Stream 2 laut DWN durchaus gute Chancen, um realisiert zu werden.

Wenn sich jedoch die Meinung durchsetze, Russland sei der gefährlichste Feind der EU, den man mit allen Mitteln bekämpfen müsse, könnte sich Berlin in einer Isolation wiederfinden. Denn außer Deutschland unterstütze kein Land in der EU Nord Stream 2 aus Überzeugung.