Straßenzug im zerstörten Mossul 2. April 2017
© www.globallookpress.comStraßenzug im zerstörten Mossul, 2. April 2017
Erst 50 Jahren nach Beginn der Aufräumarbeiten werden große Teile Syriens und des Irak wieder bewohnbar sein, so die Vereinten Nationen. Diese erinnerten an Nachkriegseuropa. Unterdessen wächst fast eine komplette Generation von Kindern ohne Bildung auf.

Die Vereinten Nationen haben geschätzt, dass es 40 bis 50 Jahre dauern wird, bis alle Waffen und Sprengsätze aus Syrien und dem Irak entfernt und die Gegenden, die einst unter der Herrschaft des IS lagen, wieder bewohnbar sein werden. Agnes Marcaillou, die Direktorin des den Vereinten Nationen angegliederten Entminungsdienst, erklärte während einer Konferenz zum Minen-Bewusstseins-Tag:
Es werden Dekaden an Arbeit in diesen Ländern auf uns zukommen, die wie Europa nach dem Zweiten Weltkrieg aussehen.
Die Kosten der Aufräumarbeiten werden auf 170 Millionen bis 180 Millionen US-Dollar geschätzt. Allein 50 Millionen US-Dollar werden notwendig sein, um die irakische Stadt Mossul von Sprengsätzen zu reinigen. Um Menschen zu helfen, die durch Explosionsmittel Gliedmaßen verloren haben, ist die UN aktiv in die Entwicklung von 3D Druckern involviert, die kostengünstig Prothesen herstellen können.

Diese würden es erlauben, die derzeitigen hohen Kosten von 18.000 bis 20.000 US-Dollar für Prothesen auf 3.000 bis 5.000 US Dollar zu senken. Marcaillou ermahnte die Weltgemeinschaft, dass es höherer finanzieller Mittel bedarf, wenn die jetzigen Zielländer eine Rückkehr der Flüchtlinge in den Irak und nach Syrien erreichen wollen.

Deutschland kündigte an, seine Finanzmittel für die Flüchtlinge im Libanon, in Jordanien, in der Türkei und in Syrien aufzustocken. Im Jahr 2016 stellte die deutsche Regierung 1,3 Milliarden Euro für syrische Flüchtlinge bereit. Nun wird diese Summe um weitere Milliarden erhöht. Sigmar Gabriel bezeichnete die Lage für die Flüchtlinge als dramatisch.

Sigmar Gabriel sagte auf der EU-Syrien-Konferenz:
Wir sind bereit, etwa den gleichen Betrag wieder aufzubringen für dieses und das kommende Jahr.
Derzeit leben rund 650.000 syrische Flüchtlinge in Jordanien.
Junge mit Beinprothese in Syrien
© ReutersEin Junge läuft mit einer Beinprothese durch Maate al-Numan in der Provinz Idlib, Syrien; 15. April 2016.
Unter anderem das Startup Refugee Open Ware (ROW), nutzt 3-D-Drucke, künstliche Intelligenz und virtuelle Realität, um Flüchtlingen eine Zukunft abseits finanzieller Leistungen durch Hilfsorganisationen zu bieten. Forschungsplätze und Co-Arbeitsplätze, mit neuester Technik ausgestattet, sollen die Enterpreneure von Morgen formen. Ein spezieller Fokus wird dabei auch hier auf die Herstellung von Prothesen gelegt, die aus dem 3D-Drucker entstehen. Die Non-Profit-Sparte von ROW, genannt ROW Lab, unterrichtet syrische Kinder mithilfe von Robotern und bringt griechischen NGOs das Upcycling bei. Hier werden aus den nicht schwimmtauglichen Westen, die sich an griechischen Küsten türmen, Unterschlüpfe für die Schutzsuchenden.

Medien und Politik sprechen bereits von einer verlorenen Generation der Kriegskinder, die keinen Zugang zu Bildung haben. Unter den syrischen Kindern sollen es 2,8 Millionen sein, die ohne Schulbildung sind. Zudem bestimmen Kinderarbeit, Kinderehen und postraumatischer Stress den Alltag dieser Kinder.

Die neue US-Regierung hatte jüngst einen Kurswechsel angekündigt und mitgeteilt, dass eine Nachkriegslösung auch mit Assad denkbar wäre.