Saturnmond Titan
© NASA/JPL/Space Science InstituteAufnahme der Cassini-Sonde der beleuchteten Sichel des Titan mit Enceladus hinter den Ringen des Saturn.
Berlin (Deutschland) - Titan, der größte aller Saturnmonde, verblüfft nicht nur aufgrund seiner erdartigen Eigenschaften wie einer dichten Atmosphäre, einem Flüssigkeitskreislauf mit Regen, Schnee, Flüssen und Meeres aus Kohlenwasserstoffen, verkehrt ausgerichteten Dünen und einem wahrscheinlich unter seiner Kruste verborgenen Wasserozean, auch Tag und Nacht erscheinen auf Titan gänzlich anders als auf den sonstigen Himmelskörpern unseres Sonnensystems. Die Entdeckung liefert auch interessante Perspektiven für die Suche nach außerirdischem leben außerhalb des Sonnensystems.

Wie Astrophysiker Dr. Antonio García Muñoz vom Zentrum für Astronomie und Astrophysik an der Technischen Universität Berlin aktuell im Fachjournal Nature Astronomy (DOI: 10.1038/s41550-017-0114) zeigen, konnten sie bei Titan aufzeigen, dass die Nachtseite des zweitgrößten Mondes im Sonnensystem heller strahlt als seine von der Sonne beschienene Seite.

Insbesondere die Dämmerungszone an der Grenze zwischen Tag- und Nachtseite trage zur außerordentlichen Helligkeit der Nachtseite bei und ist - das zeigen Modellberechnungen bis zu 200-fach heller ist als die Tagseite.

UV-Aufnahme Titanatmosphäre
© NASADie Titanatmosphäre besteht aus vielen übereinanderliegenden Dunstschichten, die sich Hunderte von Kilometern hoch erstrecken: UV-Aufnahme von der Nachtseite aus (Cassini, 2004). Um nahezu natürliche Farben zu erreichen, wurde die Aufnahme nachkoloriert.
Die Titanatmosphäre besteht aus vielen übereinanderliegenden Dunstschichten, die sich Hunderte von Kilometern hoch erstrecken: UV-Aufnahme von der Nachtseite aus (Cassini, 2004). Um nahezu natürliche Farben zu erreichen, wurde die Aufnahme nachkoloriert.
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Erklärt werden kann das sonderbare Verhalten des Lichts auf Titan durch dessen ausgedehnte Atmosphäre, innerhalb derer Dunstteilchen das Sonnenlicht zudem auf besonders effektive Art und Weise streuen: „Kein anderer Mond oder Planet im Sonnensystem zeigt ein ähnliches Verhalten“, so die Forscher.

„Dies ist eine höchst interessante Perspektive auch für die Erforschung von Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, den Exoplaneten“, bestätigt Prof. Dr. Heike Rauer vom TU-Zentrum für Astronomie und Astrophysik, die gleichzeitig Leiterin der Abteilung „Extrasolare Planeten und Atmosphären“ am Deutschen Institut für Planetenforschung (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) ist und in deren Arbeitsgruppe Muñoz forscht. Rauer beschäftigt sich mit der Modellierung der Atmosphären von Exoplaneten: „Würde man dieses Phänomen bei einem extrasolaren Planeten finden, könnte man dessen Atmosphäre genauer charakterisieren, etwa die atmosphärische Schichtung oder die Dunstglocke, die den Planeten umgibt.“