Es ist wahrscheinlich eines der faszinierendsten und interessantesten Phänomene in der Quantenphysik überhaupt: Das, was Einstein als »gespenstische Fernwirkung« bezeichnete und auch als Quantenverschränkung bekannt ist. Ein theoretischer Physiker will nun experimentell versuchen nachzuweisen, dass die Verbindung des menschlichen Geistes zum Gehirn anhand dieser physikalischen Größe geschieht.
Quantenverschränkung
Bereits vor 53 Jahren entwarf der nordirische Physiker John Bell die nach ihm benannte »Bellsche Ungleichung«, die besagt, dass die Quantentheorie keinerlei Aussagen über das Ergebnis einer einzelnen Messung machen, sondern lediglich die Wahrscheinlichkeiten von möglichen Resultaten vorhersagen kann. Bei seinen Experimenten mit »verschränkten« Quanten-teilchen-Paaren konnte er nachweisen, dass die vorhergesagten Korrelationen zwischen den Messergebnissen in zwei räumlich getrennten Laboren durchaus der gesunden Logik widersprechen können. Einfach erklärt: Die Bellsche Ungleichung beschreibt die Wahrscheinlichkeit von Messungen verschränkter Zustände und setzt dabei voraus, dass die Zustände durch »verborgene Parameter« bereits festgelegt sind. Die Quantenmechanik verletzt nachgewiesenermaßen jedoch diese Ungleichung. Das bedeutet in der Konsequenz, dass die Position eines Atoms keine Bedeutung hat, solange sie niemand misst und es keine verborgenen Parameter gibt. Man muss also entweder die Lokalität oder den Realismus aufgeben. Damit bewies Bell aber auch, dass Einsteins Weltansicht mit der Quantenmechanik nicht vereinbar ist.

Quanten
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Nun glaubt Lucien Hardy, ein theoretischer Physiker am Perimeter Institute in Kanada, dass diese Verletzung der Bellschen Ungleichung von etwas hervorgerufen wird, das möglicherweise von der materiellen Welt getrennt ist: der menschliche Geist. Seine Idee ist dem angelehnt, was der französische Philosoph und Mathematiker Rene Descartes die »Geist-Materie-Dualität« nannte, „wo sich der Geist außerhalb der regulären Physik befindet und in die physische Welt eingreift", wie Hardy im Fachjournal arXiv.org erklärt. Um dies zu beweisen, schlägt Hardy vor, den Bell-Test mit 100 Menschen durchzuführen, die am Kopf an ein EEG angeschlossen werden, um ihre Gehirnaktivität zu messen. Mit dieser Vorrichtung soll festgestellt werden, ob die Probanden in der Lage sind, die Ergebnisse der beiden Messgeräte A und B, die sich in 100 km Entfernung voneinander befinden, zu beeinflussen.

„Die einschneidende Möglichkeit, die wir untersuchen wollen, ist, dass wenn man Menschen die Entscheidung über die Einstellungen überlässt (anstatt verschiedenen Zufallszahlengeneratoren), dann sollten wir erwarten können, dass eine Verletzung der Quantentheorie in Übereinstimmung mit der relevanten Bell-Ungleichung eintritt", so Hardy. Wenn die Korrelation zwischen den Messungen nicht mit früheren Bell-Tests übereinstimmt, dann könnte es eine Verletzung der Quantentheorie statgefunden haben, die darauf hindeutet, dass A und B von Faktoren außerhalb des Bereichs der Standardphysik gesteuert wurden. Das könnte bedeuten, dass der menschliche Geist (Bewusstsein) nicht aus der gleichen Materie besteht, die von der bekannten Physik beeinflusst wird. Darüber hinaus könnte darauf hindeuten, dass der Geist in der Lage ist, die physikalischen Gesetze anhand des freien Willens zu überwinden.