Bereits kurz nach Bekanntwerden der politischen und wirtschaftlichen Blockade Katars durch eine Koalition von Staaten angeführt vom absolutistischen Königreich Saudi-Arabien, protestierte die Türkei gegen die eingeleiteten Maßnahmen. Nun beschloss Ankara Truppen nach Katar zu entsenden. Damit droht eine weitere Eskalationsstufe im neuen regionalen Machtkampf.
Istanbul
© ReutersBürger der türkischen Stadt Istanbul demonstrieren in Solidarität mit dem Emirat Katar.
Wie auch etliche westliche Staaten, unterhält die Türkei gute politische und wirtschaftliche Beziehungen zum katarischen Königshaus. So verfügt die Türkei in Katar über eine Militärbasis, mit 80 dort stationierten Soldaten. Am Mittwoch billigte das türkische Parlament nun ein Verteidigungsabkommen mit dem Emirat, dass die Stationierung von Truppen nach Katar vorsieht. Vorgesehen ist auch die Ausbildung von Sicherheitskräften des Emirats durch die Türkei.

Nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu, stehen demnach auch gemeinsame Manöver auf dem Programm. Bislang gibt es jedoch noch keine konkreten Angaben über die Anzahl der Soldaten, oder den Zeitpunkt der Stationierung. Die geopolitischen Folgen der abgesegneten Stationierung von Truppen in das Emirat, sind noch nicht abzusehen, nachdem am Montag eine Koalition muslimischer Staaten unter Führung Saudi-Arabiens jegliche diplomatischen zum Emirat Katar abbrach.


Die für viele Beobachter überraschend eingeleitete Isolation des kleinen Königreichs ist total und beinhaltet eine Blockade zu See, Land und Wasser. Zu den Staaten die sich unmittelbar der Blockade anschlossen zählen neben der wahhabitischen Monarchie der Saudis, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain.

Katarische Bürger müssen die entsprechenden Staaten binnen zwei Wochen verlassen. Die Türkei hatte sich unmittelbar nach Bekanntwerden der Blockade auf die Seite Katars geschlagen. Recep Tayyip Erdogan verurteilte dabei am Dienstag die Katar auferlegten Sanktionen:
Wir finden, dass die gegen Katar ergriffenen Sanktionen nicht gut sind“, so Erdogan während einer Rede in Ankara.
Mit Verweis auf den vereitelten Putsch in der Türkei im Juli des Jahres 2016 ergänzte der türkische Staatschef, dass Ankara seine Verbindungen zu Katar weiterentwickeln werde, „so wie bei allen Freunden, die uns in den schwierigsten Momenten unterstützt haben“.

US-Präsident Trump hatte hingegen am Dienstag über den Kurznachrichtendienst Twitter wissen lassen, dass sich sein Besuch am saudischen Hof „bereits ausgezahlt“. Demnach habe er die in Riad anwesenden Staatsgäste darum gebeten, die Finanzierung islamistischer Terrororganisationen zu unterbinden. Dabei hätten alle Erkenntnisse auf Katar verwiesen.
Tags darauf relativierte der US-Präsident seine Aussage und forderte die Konfliktparteien dazu auf, die schwere Krise beizulegen und empfahl sich als Vermittler.

Das nun durch das Parlament in Ankara ratifizierte Verteidigungsabkommen wurde von der Türkei und Katar bereits vor der Isolationsmaßnahme Saudi-Arabiens auf den Weg gebracht. So ist auch die türkische Basis im Emirat Teil eines Verteidigungsabkommens, das Ankara und Doha im Jahr 2014 unterzeichneten.