Ein Arzt will in Experimenten mit Mäusen nachgewiesen haben, dass ihm das medizinisch eigentlich Unmögliche gelungen sei: Durchtrenntes Rückenmark wieder erfolgreich zu verbinden.
Maus
© CNS Neuroscience & Therapeutics
»Dr. Frankenstein« gibt es tatsächlich, er heißt Dr. Sergio Canavero und propagiert schon lange die Idee, den Kopf eines Menschen auf den Körper eines anderen zu transplantieren. Damit sorgte der italienische Neurochirurg bereits in 2015 für Schlagzeilen, als er verkündete, dass er an dem an Spinaler Muskelatrophie (SMA) leidenden Russen Valery Spiridonov eine Kopftransplantation durchführen wolle (wir berichteten). Vor wenigen Wochen gab er dann bekannt, dass diese Operation nun nicht mehr an Spiridonov, sondern stattdessen an einem chinesischen Patienten durchgeführt wird (wir berichteten).

Nun hat der umstrittene Chirurg am 14. Juni eine Studie veröffentlicht, in der er detailliert beschreibt, wie es ihm im April tatsächlich gelungen sei, das Rückenmark von neun Mäusen zu durchtrennen und anschließend mittels Polyethylenglycol (PEG) wieder erfolgreich zu verbinden. Seine Kritiker hatten ihm stets vorgeworfen, dass seine geplante Kopftransplantation schon deshalb medizinisch unmöglich sei, weil einmal durchtrenntes Rückenmark irreparabel wäre. Deshalb nimmt Canavaro diesen Erfolg als Beleg dafür, dass sie Unrecht haben und sein Plan, die weltweit erste menschliche Kopftransplantation durchzuführen, durchaus realistisch ist. Er will dieses Verfahren zur Wiederherstellung von zerstörten Rückenmarkverbindung in den kommenden Monaten wiederholen - dann aber mit Hunden.

Dennoch stehen Experten seinem hier erwähnten »Erfolg« sehr ablehnend gegenüber, denn Experimente bei einer Maus seien nicht mit denen an einem Menschen vergleichbar. „Ich würde das niemanden wünschen. Ich würde niemandem erlauben, es mit mir zu machen, da es eine Menge Dinge gibt, die schlimmer als der Tod sind“, wird einer der Kritiker, Dr. Jagd Batjer, von der American Association for Neurological Surgeons im Sciene Alert zitiert.