15 Jahre lang hatte die inzwischen 34-Jährige schon versucht, Mutter zu werden.
künstliche Befruchtung einer Eizelle
Foto: Die künstliche Befruchtung einer Eizelle
15 Jahre lang hatte die inzwischen 34-Jährige schon versucht, Mutter zu werden. Erst ein Arzt in der Ukraine konnte ihren Kinderwunsch erfüllen: Er zeugte im Labor einen Embryo mit drei genetischen Eltern. Im Januar kam der Junge in Kiew zur Welt - eine Premiere bei Eltern ohne Erbkrankheiten. Nach dem Willen des Arztes soll sie Routine werden.

Vorkern-Transfer heißt die Methode, bei der die Gene eines Paares in eine gespendete Eizelle eingesetzt werden. Die Methode wurde entwickelt, um zu verhindern, dass schwere genetisch bedingte Krankheiten an das Kind weitergegeben werden.

Der ukrainische Mediziner Waleri Sukin ist der erste, der das Verfahren auch bei unfruchtbaren Paaren anwendet. "Es gibt Patienten, denen wir nur mit dieser Methode zu einem genetisch verwandten Baby verhelfen können", sagt der 60-Jährige in seiner Nadja-Klinik in Kiew.

Etwa zwei Millionen Frauen nutzen jedes Jahr weltweit die In-vitro-Fertilisation, um schwanger zu werden. Sukins Behandlung richtet sich an die kleine Zahl jener Frauen, deren Embryonen unter einer Störung leiden, die ihre Entwicklung hemmt oder sie völlig absterben lässt.

Um das zu verhindern, wird die Eizelle der Frau zunächst mit dem Sperma ihres Partners befruchtet. Dann wird der Zellkern der befruchteten Eizelle in die Spenderzelle eingesetzt, deren Zellkern zuvor entfernt wurde. Der Embryo besteht bei dieser Methode zu etwa 85 Prozent aus Genen von Vater und Mutter und etwa zu 15 Prozent aus jenen der Eizellenspenderin.

Während der Mediziner Sukin hofft, dass jährlich 10.000 bis 20.000 Paare auf diesem Weg ein Kind bekommen können, melden Kritiker ethische Bedenken an. "Ein Kind kann nur zwei Eltern haben", sagt Pater Feodosi von der orthodoxen Kirche in der Ukraine. "Die Präsenz der DNA einer dritten Person ist moralisch inakzeptabel. Das verstößt gegen die Unverletzlichkeit der Ehe zwischen Frau und Mann."

Die katholische Kirche lehnt das Verfahren grundsätzlich ab, weil dabei menschliche Embryonen zerstört werden. Ethische Aspekte seien nicht ausreichend berücksichtig worden, gibt die Church of England zu bedenken. Und auch einige Wissenschaftler haben Vorbehalte.

Die Professorin Larysa Tumanowa vom Institut für Kinder- und Frauenheilkunde wiederum warnt nach der erfolgreichen Geburt im Januar vor voreiligen Schlüssen: "Noch können wir nicht über eine breite Anwendung sprechen. Wir müssen zunächst überwachen, wie sich das Neugeborene weiter entwickelt - mindestens bis zum dritten Geburtstag."

Paare mit Kinderwunsch halten diese Bedenken offenbar nicht davon ab, sich an die Privatklinik in Kiew zu wenden. "Wir haben Patienten aus Polen, den Niederlanden, Dänemark, Frankreich, Israel, Portugal und Brasilien", sagt Sukin. Sie sind bereit, 12.000 Euro für die Behandlung zu zahlen.

AFP